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1. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 131

1880 - Leipzig : Spamer
Alte Stadtgeschichten. Bischof und Stadtherren. Der Tag von Hausbergen. 131 gelang es den Letzteren, den Schultheiß Johannes Rösselmann ans der Stadt zu vertreiben; aber bald darauf wurde dieser, in einer Tonne ver- steckt, zurückgeführt und öffnete nun seinen Helfern die Thore. Von Wichtigkeit war es, daß auch der Landgraf Rudolf von Habsburg, der nachmalige Kaiser, den Städten beistand. Unterdessen hatte der Bischos mit seinen Leuten die Stadt berannt und umschlossen, und ließ während des Herbstes nicht einen Tropfen Wein hinein- kommen. Das war nun für die Stadtherren sehr peinlich, als sie merkten, daß die Fässer leer wurden und nicht wieder gefüllt werden konnten, während doch die Weinernte so reichlich ausgefallen war, daß die Bischöflichen draußen den Wem vou deu Bauern billiger kaufen konnten als das Faß, darin er war; aber sie wollten doch lieber dursten als nachgeben. Zu Weihnachten zogen die Bürger ans, um die Burg Wickersheim anzugreifen, von wo aus ihnen viel Schaden zugefügt wordeu. Als sie in das Dorf kamen, fanden sie selbiges voll Weines und tranken sehr viel, dieweil sie während des Jahres nicht genug getruukeu hatten. Dies gewahrte der Bischof und ließ die große Glocke vou Molsheim läuten; .dem: er hatte befohlen, daß, wenn diese Glocke anstimme, auch das nächste Dorf läuteu solle und also- ein Dorf nach dem andern bis gegen Schlettstadt und Rheinau und gegen Zabern und Hagenau. So läutete er all sein Volk zusammen und hätte gern mit den Bürgern gefochten, aber er konnte nicht schnell genug über das Wasser; dadurch gewaunen die Bürger Zeit zum Abzug. Etliche blieben jedoch bei dem Wein sitzen und wollten nicht mit den Anderen heimfahren; über diese kamen die Feinde und hieben sie nieder. Alle Ränke, die der Bischof anspann, um die ärmeren Bürger der Stadt gegen die wohlhabenden, die Handwerker gegen die Geschlechter aufzureizen, blieben erfolglos. So nahte das Frühjahr und mit ihm die Entscheidung. Das war eiu rechter Ehrentag für die Straßburger, der Tag von Hausbergen (8. März 1262), an dem sie ihre Unabhängigkeit von den bischöflichen Herren durch eigeue Kraft ein- für allemal siegreich begründeten. Die Bischöflichen hatten einen festen Thurm bei Muudolsheim erbaut, der die Straßen nach Zabern und Hagenau sperrte; da beschlossen die Straß- burger, die soeben Zuzug von den Städten erhalten hatten, durch einen Ausfall sich wieder Luft zu schasfeu. Sie zogen ans mit der Hälfte ihrer Fnßlente und berittenem Volke, so viel sie haben mochten, mit Steinmetzen und anderen Werkleuten, vertrieben die geringe Besatzung und rissen unter Schimpf und Scherz das Bollwerk nieder. Aber hinter dem Berge lauerte der Bischof, um ihnen die Freude zu verderben. In der Meinung, daß durch den Ausfall die Besatzung von Straßburg bedeutend geschwächt sei, und daß es ihm daher gelingen möchte, die Stadt zu überrumpeln, sammelte er in der Eile sein Heer und rückte von Dachstein gegen Straßburg au. Als die ausgefallenen Bürger die Absicht des Bischofs erkannten, besetzten sie schnell den Höhenzug bei Hausbergen, um sich ihm dort entgegenznwersen. ^n der ^tadt läuteten die Sturmglocken; was die Waffen tragen konnte, stürmte hinaus zu deu Thoren in den männerverheerenden Kampf. 9*
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