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1. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 176

1880 - Leipzig : Spamer
176 Elsässer Lebensbilder. gerade dieses Reichsland schon durch seine Lage von den großen Ereignissen der Zeit nahe berührt! Den Rhein entlang durch das Elsaß nahmen die Kaiser mit ihrem schimmernden Rittergesolge den Weg auf ihren Römer- zügeu; durch das Elsaß zogen die Heere der Kreuzfahrer aus dem Innern des Reichs, aus Frankreich und England nach den italienischen Häfen — ein buntes, bewegtes Leben voll Poesie und Romantik zog an den Augen der Elsässer vorüber. Im Elsaß pflegten die Hohenstaufen auch länger und lieber zu ver- weileu als in anderen Gegenden des Reiches. Auf einem Eiland der Moder bei Hagenau hatten sie ihre prächtige Psalz, zu der Friedrich Rothbart das Jagdschloß seiues kaiserlichen Oheims Konrad Ii. erweitert hatte. Weit über die Wipfel des Reichswaldes hinaus blickte vom Haupt- und Mittel- thnrme der kaiserliche Adler; vier gewaltige Thürme ragten an den Ecken des Baues empor. lieber dem mit dem Reichswappen geschmückten Haupt- eiugaug erhoben sich die in dreifacher Wölbung über eiuauder erbauten drei Kapellen, in welchen die Reichskleinodien und verschiedene Reliquien auf- bewahrt wurden. In dieser Pfalz versammelte der Rothbart Fürsten und Bischöfe zu mehreren Reichstagen. Hier beugte der aus feiner Gefangen- sch ast aus dem Trifels entlassene Löwenherz das Knie vor dem Herrscher- stolzen Heinrich Vi. Hierher führte Kaiser Friedrich Ii. seine junge Ge- mahlin, die schöue Jsabella vou England, nach jener glänzenden Rhein- fahrt, bei welcher die Bürger der rheinischen Städte Ehrendienste thaten. Hier vereinigten sich Fürsten und Gesandte aus allen Gegenden der Welt, um dem jungen Kaiserpaare Huldigungen und Geschenke darzubringen; hier in den glänzenden Hallen des freidenkenden Fürsten fanden Kunst und Wissenschaft, Dichtuug und Musik Pflege und Ehre. Bei so mannichfaltiger Anregung war es erklärlich, daß in der Hoch- blütezeit der deutscheu Dichtkunst auch die Harfe der deutscheu Sänger des Elsaß voll und kräftig in den Dichterchor einstimmte. Aus dem Elsaß, wahrscheinlich aus Hagenau, stammt Heinrich der Glichesäre — d. h. der Gleißner, weil er mit einem falschen Namen gleißte — der Wieder- eroberer der alten deutschen Thiersage (ca. 1150), die, durch Frauken auf französischen Boden verpflanzt und ihrer eigentlichen Heimat entfremdet, seitdem in immer neuen Bearbeituugeu zu des Volkes Ergötzen in unserer Literatur wiederkehrt. Deu Reigeu der Miuuesäuger eröffnet (gegen Ende des 12. Jahr- hunderts) Reinmar der Alte von Hagenau, wegen seiner anmnthigen, süßen Weisen von der Liebe Glück und Leid von seinen Zeitgenossen „Die Hagenauer Nachtigall" genannt. ,,Der aller Töne höchsten Flug Versiegelt auf der Zunge trug, Daß wol des Orpheus süßer Sang Von seinem Munde widerklang." (Gottfried von Straßburg.)
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