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1. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 183

1880 - Leipzig : Spamer
Johann Fischart und das „glückhafte Schiff". 183 Jugend, um das von den angekommenen Gästen ausgestreute berühmte Züricher Gebäck aufzufangen. Zwei Rathsherren bewillkommnen Namens der Stadt die Züricher Gastfreunde; dann tritt aus den Reihen der Letzteren der Obmann, Statthalter Kaspar Thomann, hervor und spricht: „Das soll euch weisen, wie den Jungen Noch nicht der Alten Mnth gebricht, Daß wir den stolzen Rhein bezwungen, Und unfern Lauf auher gericht't, Soll weisen, daß am Rheingestade Auf etlich' dreißig Meilen g'schwind, Droht euch vom Feind Gefahr und Schade, Die Helfer treu zu finden sind, Eh' daß ein Brei nur mög' erkalten, Bevor ein Semmelring wird hart, Dem stolzen Feind die Glatz' zu spalten Recht nach der tapfern Vordern Art!" — Dann setzt sich der Zug in Bewegung. Vorauf die Spielleute, die Straßburger Rathsherren und Festdamen, geschmückte Knaben mit Fähnchen, darauf die Züricher, in ihrer Mitte den dampfenden Hirsebrei, von stämmi- gen Schultern getragen, umgeben von Straßburger Bürgern zu Fuß und zu Pferde. So geht's unter dem brausenden Jubel des Volkes bis in die Jndengasse nach der Zunftstube der Maurer, wo Ammeister und Stadtrath die Gäste beim lecker bereiteten Mahl erwarten. Als erstes Gericht wird der Hirsebrei aufgetragen, und siehe da, er ist noch so warm und frisch, „daß Mancher sich gewundert hat, wenn er am Mund ihn brennen that!" Nun folgen zwei Tage, reich an Festlichkeiten und Ehrenerweisungen für die Gastfreunde; darauf (23. Juni) unter einem Ehrengeleit der Straß- burger die Heimfahrt zu Wagen durch die Elsäsfer Städte nach Zürich, wo sie (28. Juni) unter dem Jubel ihrer Mitbürger eintreffen. Es ist ein frischer Zug aus dem deutschen Volksleben, diese Hirsebrei- fahrt der Züricher Schützen, und der Mann, der sie durch seine Dichtung verherrlicht hat, verdient wol schon allein um dieser willen einen der ersten Ehrenplätze unter den Dichtern des Elsaß. Er hat sich aber auch noch durch andere Werke ein ruhmvolles Andenken gestiftet. Ein Freund des Lichts und der Wahrheit, schwingt er in Poesie und Prosa, in Scherz und Ernst, oft unbarmherzig die Geißel des Wortes und versteht es meisterhaft, in seiner wortspielenden, witzsprudelnden Rede die Thorheiten zu verspotten, die Laster zu bekämpfen, die Heuchler zu entlarven, der Wahrheit Bahn zu brechen. Der Roman „Gargantua" des französischen Satirikers Rabelais wird in seiner Bearbeitung als „Affeuteuerliche Geschichtsklitterung" ein lebensvolles Zeitgemälde voll bitterer Anspielungen auf die Schwelgerei der Höfe, die Roheit und Unwissenheit der Geistlichen. Am schärfsten geht er den Jesuiten oder „Jesuwidern" zu Leibe, deren „jesuwidriges" Treiben iu dem nahen Molsheim, wo sie gerade um diese Zeit (1580) sich häuslich niederließen, er aus eigenem Augenschein hinreichend kennen gelernt haben mochte, um in seinem „Jesuiterhütlein" prophetisch auszurufen:
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