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1. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 212

1880 - Leipzig : Spamer
212 Wanderungen im Sagenlaude. Oertlichkeiten noch das andere Mißverständniß mit, daß man die sogenannten Manth- oder Wartthürme, die namentlich am Rhein zahlreich sind, aus Miß- verständniß des aus dem Lateinischen stammenden muta, mittelhochdeutsch mute, in Mänsethürme verwandelte. Verwandter Art ist die Sage von den feindlichen Brüdern, die an die Schlösser Windeck und Schöneck und die Bergseste Lichtenberg sich anlehnt. Auf den ersten Schlössern entzweiten sich die Brüder wegen einer schönen Jungfrau; der jüngere hieb dem älteren im Kampfe die Hand ab, und diese rollte blutig auf einen platten Stein, der noch vor Kurzem zwischen Witsch und Sturzelbronn zu sehen war und die Herzogshand hieß. Auf der Berg- feste Lichtenberg haßten sich die beiden Brüder so gründlich, daß der eine den andern verhungern und dieser jenen verdursten lassen wollte. In den Hungerkerker geworfen, fristete der eine Bruder von der herabtriefenden Feuchtigkeit sein Leben. Da wurde er iu eine hochgelegene heiße Kammer gebracht, wo er verschmachtete; der andere stürzte sich dann später aus Gewissensqualen vom Felsen in den Abgrund. Die nächste Veranlassung zu dieser Sage gaben wol drei Fratzenköpfe in einem Kreuzgewölbe der Burg, iu welchen man das Bild eines Verschmachtenden in den verschiedenen Stadien seines Hinschwindens erkennen wollte. Schließen wir unsere Wanderungen mit zwei Sagen aus Straßburg. Die eine bezieht sich auf Straßburgs Losreißung von Deutschland. In einer Septembernacht des Jahres 1680 hörten zwei beim Münster wohnende Bürger zu ungewöhnlicher Stunde die Glöcklein des Uhrwerks schlagen; sie verfügten sich still in das Münster, und da hörten sie zugleich eine hell- tönende Knabenstimme singen: „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält, Wenn unsre Feinde toben" Nttd „Nach Leib und Leben sie uns stehn, Deß wird sich Gott erbarmen." Ein Jahr darauf sammelte sich die protestantische Gemeinde zum letzten Mal im Münster und sang vergebens „Aus tiefer Roth schrei ich zu dir." Das Münster wurde, obwol nur zwei katholische Familien in Straßburg seß- Haft waren, den Protestanten entrissen. Aber trotzdem ging deutfch-protestan- tische Gesinnung im Elsaß nicht unter. Die zweite Straßburger Sage bezieht sich auf die einstige Erlösung der Stadt. Schon Luther handelte nach den Tischreden mit seinen Freunden von einer alten Prophezeiung, daß der König von Frankreich vor Straß- bürg sollte geschlagen werde». Aehnlich verkündet eine Straßburger Weis- sagung, die Franzosen werden noch einmal nach Deutschland kommen, aber dann am Rhein geschlagen und Frankreich in sieben Theile zerstückelt wer- den. Die Sage hat sich bis in die neueste Zeit im Elsaß erhalten. „Ströme von Blut werden fließen in der mörderischen Feldschlacht am Rhein, wo das Schicksal Europa's auf lauge Zeit hinaus entschieden wird, so daß die Rosse bis an die Kniee im Blute waten werden
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