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1. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 280

1880 - Leipzig : Spamer
280 Odenwald und Bergstraße. uuzerstörte pfälzische Ort. Da schlug denn im Jahre 1698 der Kurfürst für einige Zeit seinen Regierungssitz hier auf; feit ft die Universität wurde für kurze Zeit hierher verlegt. Wenn man vom Bahnhofe aus seine Schritte nach der Stadt zu lenkt, erblickt man rechts von der Straße ans einem mit Syenitfelsen umgebenen, mit Zierpflanzen bewachsenen künstlichen Hügel das Marmorbrustbild des Freiherrn Lambert von Babo (geb. 1790, gest. 1862). Er war ein höchst talentvoller, vielseitig gebildeter, thatkräftiger Mann, geschickter Dilettant in Malerei und Musik, ausgezeichnet als Beförderer jedes Zweiges der Landwirtschaft, rühmlichst bekannt auch als Schriftsteller in diesem Fache. Dann sehen wir mehrere schöne nene Häuser mit Gärten; Fremde haben sich hier angesiedelt; die milde Luft — im ganzen Januar des aller- diugs ausgezeichnet gelinden Winters von 1833 auf 1834 standen an den Bergen Hunderte von Mandelbäumen in voller Blüte — und die herrliche Umgebung haben sie angezogen. Wenden auch wir uns dieser zu. Eine Burgruiue auf mäßig hohem Hügel lockt uns zuerst; es ist Burg Wiudeck (225 m), wahrscheinlich von den Aebten von Lorsch erbaut; wol im Dreißigjährigen Kriege beschädigt, seitdem nicht mehr bewohnt, lange Zeit dem Verfalle preisgegeben, in neueren Jahren vor gänzlichem Unter- gange geschützt, auch der Thurm besteigbar gemacht. An einer Wand sehen wir Spuren alter Wandmalereien: einige schwarze Halbmonde, offenbar von einst vergoldeten Heiligenscheinen herrührend, und etliches Laubwerk. Hier war die Kapelle. Als eine Merkwürdigkeit wird uns der „Pferde- stall" mit schönen steinernen Sänlen gezeigt. Ob es nicht vielmehr eine Krypta (unterirdische Kapelle) geweseu ist? Wir steheu nun vor dem höchsten Berge der näheren Umgebung, dem Wagenberge (389 m); ihn besteigen wir. Er besteht größtentheils aus Porphyr, der aus dem Granit emporgedrungen ist; er ist langgestreckt, mit theilweise sehr schmalem Grate und mit steil abfallenden Seiten. Von ihm aus sehen wir über den erwähnten Spalt des Odenwaldes hinüber bis an den Otzberg. Wir steigen hinab nach Birkenau und kehren durch das schöne Birkenauer Thal zurück. Es ist vou der Weschnitz durchströmt, durch Mühlen belebt, wird, je näher wir Weinheim kommen,, um so enger und ist dort von Granit-, Syeuit- und Porphyrfelsen eingeschlossen. Wenn einst — was über kurz oder lang geschehen wird — eine Eisenbahn es durchsaust, wird es wol an wilder Schönheit verlieren. Das zweite der Weinheimer Thäler, nach dem eine halbe Stunde vou der Stadt entfernten Dörfchen Gorxheim benannt, hat milderes Gepräge, es ist ein liebliches Wiesenthälchen. Bor Gorxheim steht ein Denkstein zur Erinnerung an die im Jahre 1799 im Kampfe gegen die Franzosen ge- fallenen Bauern, Glieder des damals errichteten Landsturms. Zwei stattliche Berge stehen zu den Seiten des Wagenberges, im Nor- den der syenitische Hirschkopf, anf dem seit 1861 ein hölzerner Anssichts- thnrm erbaut ist, im Süden der granitische Geiersberg. Alle diese Berge sind nicht schwer zu besteigen.
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