1880 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Hocker, Nikolaus, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Albrecht, Längin, J., Buttgers, J., Mehlis, Christian, Klöden, Gustav Adolf von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
370 Die Pfalz.
Diese Ruine ist wol die umfangreichste der Pfalz, der höchstens Hardenburg
bei Dürkheim au die Seite gestellt werdeu kauu. Ein Überwältigeuder Aus-
blick bietet sich uns hier, wie auf audereu hohen Punkten des östlicheu
Hardtgebirges; besonders reizend ist der durch eine Oeffuuug im Schloßhofe
wieder hiueiu ius Gossersweiler Thal und dann hinüber zu Scharfenberg,
Auebos und Trifels, zu welch letzterer Burg man in gut zwei Stunden
auf herrlichem Waldwege gelangen kann; denn der Rodenberg hängt mit
den Trägern der Burgdreifaltigkeit zusammeu. Die Madenburg ist wol
eiues der ältesten Schlösser der Pfalz, denn fchon im Jahre 1107 erscheint
ein Herr von Madelbnrg unter den Rittern des Landes. Ueber die srü-
here Zugehörigkeit der Madeuburg sind verschiedene, noch nicht vollständig
begründete Kunden vorhanden. Im Jahre 1516 aber wird sie Eigenthum
des Bischofs vou Speyer. Nicht lauge dauach rückten die Nußdorfer
Bauern, deren Führung sich fast die ganze Umgegend anschloß, nachdem sie sich
im Hose des Klosters Enßersthal gesammelt hatten, vor die Mauern der
Madenburg. Der Bischof hatte in fein werthvolles Besitzthum zwar auch
eine Besatzung gelegt und zwar Bauern ans dem Oberamte Lauterburg;
allem deren Führer, Niclas Wynstall, übergab sie au die heraurückeudeu
Bauern und machte mit ihnen gemeinschaftliche Sache in der Plünderung
des Schlosses. Da ging es lnstig zu, und des Herrn Bischofs guter
Wein floß stromweise durch die durstigen Bauernkehlen und stärkte und
erfreute die Glieder, die so oft in hartem Frohndienste ermüdet waren.
Und nachdem sie gegessen und getrunken, da standen sie ans und zündeten das
Schloß an, daß seine hell auflodernden Flammen drüben in Speyer und
weithin am Rhein verkündeten, die Bauern wollen frei sein.
Als die Bauern niedergeworfen waren, zwang der Bischof seine
ganze Bauernschaft im Oberamte Lauterbnrg, ihm die Madenbnrg und das
Schloß zu Jockgrimm, das sie ebenfalls zerstört hatten, wieder auszubauen,
und in die Keller der ueugebauteu Schlösser setzte er Die, welche die Bauer»
geführt, aber uicht mehr zum Weiu und fröhlichen Schmause, sondern in Ketten
und zu Waffer und Brot. Im Jahre 1552 wurde die Burg vom Mark-
grasen vou Brandenburg zerstört; dann brausten die Stürme des Dreißig-
jährigen Krieges anch über dieses Schloß einher, und der Gras Ernst von
Mansfeld, der in Landau als Kommaudaut lag, überkam die Burg, raubte
sie aus und legte pfälzische Besatzung hinein. Dann nahmen sie 1633 die
Franzosen, 1635 die Kaiserlichen und 1644 wieder die Franzosen, und im
Westfälischen Frieden wurde sie dem Bischöfe wieder zugesprochen. 'Nach dem
Nymweger Frieden 1679 wurde sie wie der Elsaß die Beute der Franzosen,
und in demselben Jahre kam Montclar, um sie wie alle übrigen Bergfesteu,
die unter Frankreichs Oberhoheit gekommen waren, zu schleifen. Die Fran-
zösische Revolution nahm die Burg und ein paar hundert Morgen Tannen-
wald, dann Kastauieupslauzuugen und was soust zur Herrschaft Madenburg
gehörte, und verkaufte es an Private. Mehr und mehr verfiel die Burg,
der Schutt füllte die Räume und über dem Schutte wucherten Brombeer-
sträucher und Brennnesseln in lustigem Wetteifer, bis die Neuzeit durch deu