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1. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 374

1880 - Leipzig : Spamer
374 Die Pfalz, zwar als deutsche Buudessestuug. Jetzt ist sie unbrauchbar geworden. Ihre Mauern werden eingerissen, ihre Wälle geschleift, ihre Gräben ausgefüllt, und breite Straßen mit schönen neuen Häusern dehnen sich jetzt nach allen Seiten hin aus. Von hier geht die Queich, die jetzt uicht mehr die Ans- gäbe hat, die breiten Gräben der Festung zu füllen, nach dem Rheine, noch einmal au einer Festung vorüber, an Germersheim, in dessen nächster Nähe sie in den Rhein mündet. Und da wir doch einmal abgeschweift sind, so wird es dir, lieber Leser, nichts verschlagen, wenn wir einen Ort in der Nähe Laudau's be- suchen, dessen Namen wir oben schon einmal gehört haben bei der Maden- bürg, allerdings gerade nicht in sehr empfehlenswerter Weise — Nußdorf. Doch was die Nußdorfer dort gefehlt — wenn es ein Fehler war — ist längst gesühut. Wir besuchen deu Ort nur, um einer Pflicht der Dank- barkeit zu genügen. Denn siehe, lieber Leser, dort ans dem Kirchhofe zu Nußdorf befindet sich ein Grab; in diesem Grabe liegt cht Mann, und dieser Mann war, ehe sie ihu dorthin betteten, Pfarrer in Nußdorf und hat neben seinem Amte gesucht und geforscht iu alten Büchern und Schriften; er hat aus ihnen mit großer Mühe und unermüdlichem Fleiße heraus- geholt, was darin stand über die Geschichte der Pfalz und aller ihrer ein- zelnen Orte. Uud was ich dir erzähle vou ihren Burgen und Städteu, das ist zum größern Theile vou diesem Manne aus dem Staube der Vergessenheit wieder herausgeholt worden. Der Mann hieß Johann Georg L eh manu und war der fruchtbarste unter allen pfälzischen Geschichtschreibern. Wir stehen einen Augenblick still an seinem Grabe, zollen seinem Andenken Ehre und kehren zu uuserm Gebirge nach Fraukweiler und zu dem dazu ge- hörigen Gleisweiler zurück. Eiu rüstiger Fußgänger aber,wird gnt thuu, zuerst auf deu Oreus- berg hinaufzusteigen, an dessen Fuß beide Orte liege». In drei Viertel- stunden erreicht mau die Spitze, und uuu hindert uus uichts, vou dem Namen geleitet — der ursprünglich „Odinsberg" hieß, in jene Zeit zu- rückznschweifen, da hier unser Ururahne dem Odin opferte. Aber wie anziehend auch solch eine Wanderung im Geiste sein mag, an einem Punkte, wie dem Orensberge, da will die Wirklichkeit, die Gegenwart ihr Recht, da heißt es, komm und siehe! Das Auge trinkt gierig all diese Schönheit, und ob es auch oft Geseheues ist, das ist ja der geheimnißvolle Zauber aller Schönheit, daß sie mit immer neuer, nie veraltender Gewalt uus in ihrem Kreise hält. Vom Orensberge herab nach Gleisweiler. Das ist durch seine Kaltwasserheilanstalt und als Luftkurort im Pfälzer Laude und weit darüber hinaus bekannt. Ebenso versteht es sich ganz von selbst, daß im Laude der Reben ein solcher Ort auch Traubenkurort ist. Wir wünschen Jedem, der hierher geht, um Heiluug zu sucheu, daß er sie fiude; aber auch jeder Gesunde wird hier finden, was das Gefühl der Gesundheit immer mehrt und recht zum Bewußtsein bringt, Freude und frohe Stunden. Nahe bei Gleisweiler winkt uns vom Hügel eine Kapelle, der heiligen Anna geweiht. Dorthin ziehen am Annatage große Prozessionen frommer Pfälzer
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