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1. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland - S. 442

1880 - Leipzig : Spamer
442 Die Herrin der Kurpfalz. stechen gehabt hätten; etliche schütteten die Federn aus den Betten und fülleten hingegen Speck, andere Dürrfleisch und sonst Geräth hinein, als ob alsdann besser darauff zu schlafen wäre; andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen, Knpffer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen, und packten die gebogene und ver- derbte Stücke ein; Bettladen, Tische Stühle und Bänke verbrannten sie, da doch viel Klaffter dürr Holz im Hoff lag, Häfen und Schüsseln mußten endlich alles entzwey, entweder weil lieber Gebraten assen, oder weil sie bedacht waren, nur eine einzige Malzeit allda zu halten; unsere Magd ward im Stall dermaßen traktirt, daß sie nicht mehr daraus gehen konte, welches zwar eine Schande ist zu melden. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholz ins Maul und schütteten ihm einen Melkkübel voll garstig Mistlachenwasser in Leib, das nannten sie einen Schwedischen Trunk, der ihm aber gar nicht schmeckte, sondern in seinem Gesicht sehr wunderliche Minen verursachte.--Dann fing man erst an, die Steine von den Pistolen und hingegen statt deren der Bauern Daumen aufzuschrauben, und die armen Schelme so zu solteru, als wenn man hätte Hexen bannen wollen, wessen sie auch einen von den gefangenen Bauern bereits iu Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, nnan- gesehen er noch nichts bekannt hatte, einem andern machten sie ein Sail um Kopfs und raitelteu es mit eiuem Bengel zusammen, daß ihm das Blut zu Naß, Mund und Ohren heraussprang. Iu Summa es hatte jeder seine eigene Jnvention, die Bauern zu peinigen und also auch jeder Bauer seine sonderbare Marter: allein mein Knän war meinem damaligen Bedünken nach der glücklichste, weil er mit lachendem Muude bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlichen Wehklagen sagen mußten — denn sie setzten ihn zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konte, und rieben seine Fußsohlen mit angesenchtem Salz, welches ihm unsere alte Geiß wieder ablecken und dadurch also kitzeln mußte, das er vor Lachen hätte zerbersten mögen/' Das ist ein Stückchen, und wol noch eins der lustigsten. Es läßt sich nun leicht berechnen, wie es um die Einwohner stand, in deren Land und mit deren Gut eine solche Soldateska also hauste. Haeußer, der uns die pfälzische Geschichte so treu, so wunderschön erzählt, sagt: „Was im Elsaß am 3. März 1636 vorkam, daß eine Jungfrau den Todtengräber zu Ruffach bat, er möchte sie, da dem Schinder das Pferdefleisch ausgegangen, doch mit einer nnbegrabenen Leiche versorgen, war nicht das einzige Bei- spiel dieser Art; anch in der Pfalz und in der Umgegend von Worms stillte das Volk mit Wurzeln, Gras und Baumblätteru seinen Hunger, und wenn dies nicht mehr reichte, waren gefallene Thiere vom Schindanger seine Nah- rnng; ja, man mußte Galgen und Kirchhof bewachen, um sie vor dem schrecklichen Diebstahl der Hungernden zu schützen. Nicht nur verlaufene Soldatenhorden betrieben Räuberei auf den Straßen, nicht nur die Marode- brüder machten aus Wegelagerei und Mord ein Geschäft, auch vou dem verwilderten Volke mordete der Bekannte den Bekannten, um ihn gierig
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