1880 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Hocker, Nikolaus, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Albrecht, Längin, J., Buttgers, J., Mehlis, Christian, Klöden, Gustav Adolf von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Schätze der Abtei. 467
Die Stiftungsurkunde datirt ebenfalls aus diesem Jahre. Der Schirm-
Herr des Klosters war der Bischof von Speyer. In der Urkunde schenkte
Konrad Ii. dem Kloster die Dörfer Dürkheim, Wachenheim, Schifferstadt,
Grethen, sowie in der Wetterau die Dörfer Eichen, Snndelingen, Feuer-
bach und Sulzbach, uebst allen Rechten, Znbehörigkeiten und Nutznießungen,
wie sie bisher die fränkischen Herzöge dort geübt. Auch das Münzrecht
wnrde dem Kloster ertheilt. Der Abt führte den Titel „Von Gottes Gnaden"
und war Lehnsherr von zwanzig Grafen und Herren. Der Kaiser Konrad
erlebte die Vollendung der Kirche nicht; er starb zu Utrecht 1039, und schon
drei Jahre ruhten seine Gebeine in der Stadt, in der er zu Lebzeiten so
gern geweilt, in Speyer, als unter seinem Sohne Heinrich Iii. die Pracht-
volle Kirche mit dem Kreuze geziert und unter das Patronat des heiligen
Kreuzes und des Johannes des Evangelisten gestellt wurde. Das Stift
trug daher auch den Namen „Stift zum heiligen Kreuze" und führte als
Wappen ein schwarzes Krenz in weißem Felde. Reich beschenkt, wie die
Abtei von ihrem kaiserlichen Gründer schon war, wußte sie sich bald noch solche
Schätze zu sammeln, daß sie sogar den Neid ihres Schirmherrn erregte.
Bischof Eginhard von Speyer entführte 1065, also 30 Jahre nach der
Gründung der Abtei, einen Theil ihrer Schätze nach Speyer, die von der
Speyerer Chronik also aufgeführt werdeu: „Uuder andern derselben Kleinot
seind gewesen 34 Pfund nnverwerkts Gold, eine güldene königliche Krön,
ein güldenes Scepter, zween ganz güldene Kebild mit ihren Patenen, unter
denen der eine mit köstlichen Edelgesteinen durchlegt, der ander plat ge-
Wesen, ein Kelch aus einem Edelgestein Orichius geheißen, dergleichen das
Paten, beid in klar Gold verfasset und mit anderm Edelgestein gezieret.
Item zwee Särk oder Schrein voller würdig Heiligthums, der ein gülden
und mit Edelstein durchlegt, der auder von Helfenbein und beschlagen. Item
sechs Hörner von Helffantzähnen gemacht, und ein Geschirr wie ein Flasch,
auch vier Tafeln alles von Helfenbein. Item zwo Meerschnecken, in Gold
und Silber köstlich verfasset. Zwei silberne und verguldte Rauchfaß, drei
kristallinen Geschirr in Gold gefaßt, sechs silberne Leuchter, zwei silberen
Eimer, ein silbern Gießsaß und Handbecken. Ein Meßbuch Helfenbeine und
in Gold verfaßt. Auch ein Psalterbüchlein, so des Kaisers Caroli Magni
gewesen, war durchaus mit Gold geschrieben in Helfenbein eingebunden und
mit Gold beschlagen. Ein sequentional-Bnch mit Gold und Silber be-
schlagen, ohne sonst einen merkliche summa vou Meßgewandern, Leviten-
Röcken, Chorkappen und andere Gezierden von eytel Gold gewürkt." —
Man sieht, der geistliche Schirmherr der Abtei that sein Mögliches, um
die Bewohner derselben vor der Gefahr, die der Mammon in sich birgt,
zu behüten und zu bewahren. Es half aber nicht, denn sehr bald ver-
nimmt man, daß die Benediktiner, die sich zuerst, den Regeln ihres Ordens
gemäß, eines frommen Wandels befleißigten und segensreich wirkten mit
dem Reichthum auch die Schwelgerei und Sittenlosigkeit überkamen und
anstatt die Wohlthäter der Gegend ihre Bedränger und geistlichen Tyrannen
wnrden. Aber über den Starken kam ein Stärkerer. Zu dem geistlichen
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