1880 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Hocker, Nikolaus, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Albrecht, Längin, J., Buttgers, J., Mehlis, Christian, Klöden, Gustav Adolf von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
552 Die Mosel von Trier bis Koblenz.
gefangener Raubritter in ihren schwarzen Rüstungen zum warnenden Exempel
auf dem weißen Kalkstreifen haben aufhängen lassen. Sagenberühmt waren
die drei schönen Töchter Robin's von Cobern. Ein Lutter von Cobern wurde
als Straßenräuber von den Koblenzer Bürgern gefangen und am 15. Oktober
1536 hingerichtet. In Koblenz lebt die Sage von der schönen Moselnixe,
die zuweilen aus dem Flusse aufsteigt und Sterbliche in ihr krystallenes Reich
lockt, und von St. Ritza, die trockenen Fußes über den Rhein schritt, solange
sie reinen Herzens war, aber untergehen wollte, sobald ein Zweifel in ihren
Gedanken Platz fand. Zum Schlüsse gedenken wir auch uoch der schaurigen
Sage, daß Pfalzgras Heinrich der Tolle ans dem Schlosse zu Cochem im
Wahnsinn seine schöne und sanfte Gemahlin Mathilde erschlagen haben soll.
Geschichte und mythische Volksüberlieferungen reichen sich hier die Hände.
Manches ist im Laufe der Jahrhunderte untergegangen, denn die Moselaner
waren gute Christen, bei denen fromme Legenden alte Sagen aus der
Heidenzeit, Märchen und Volkslieder ersetzten. Charakteristisch für die Ansichten
der Moselschiffer ist folgendes Stückchen, das diese gern erzählen. Einer
aus ihrer Zuust fuhr mit beladeuem Schiffe mofelaufwärts, als sich plötzlich
ein Sturm erhob, der ihu mit seinem Fahrzeug zu verderben drohte. Da
gelobte der Schiffer seinem Schutzpatron, dem heiligeu Nikolaus, eine Kerze,
so groß wie ein Mastbaum. Sofort legte sich der Sturm. Der Schiffer,
im sichern Hafen zu Trier angelangt, stiftete dem Heiligen eine Kerze, so
groß wie sein Finger, und meinte, er könne auch damit zufrieden sein.
Von Cochems Bürgerschaft werden an der Mosel Stückchen erzählt,
wie man sie von den Lalenbürgern und Schöppenstädtern berichtet. Sie
verdient aber diese üble Nachrede uicht, denn sie ist so gescheit, wie die
Bewohner anderer Moselstädte es nur fein können.
Die Tracht der Moselauer ist die moderne. Auf dem Lande sieht man
beim weiblichen Geschlechte noch häufig die weißen Mützen mit flachem,
tellerartigem Rande. An der unteren Mosel erscheinen die nnverheiratheten
Mädchen mit dem niedlichen Halbmützchen aus Gold- oder Silberstoff, das
Haar am Hinterkopf mit einem vergoldeten Pfeil befestigt. In protestantischen
Gegenden, namentlich denjenigen, die zum Huudsrückgebiete gehören, ist
noch vielfach die dunkle Pfälzer Tracht üblich. Die Mundart im Moselthal
ist die alemauuische, wie sie in Trier und auf dem Hundsrück gesprochen
wird, mit wenigen Verschiedenheiten. Als Probe geben wir Folgendes aus
der Koblenzer Volkssprache, und zwar das Gespräch einiger Weiber
über die Mode: A. No, wo kommt Ihr denn her? B. Ech komme ewe vom
Stockseschmaart, de sin zimlich wolfeil, se mühse alleweil net rahr sein. —
Ower doh wor ech am Kaafhons, on wolt mer en Gans kaafe; et
loage vill dnde Gäns of dem Dech, nor könnt mer net dran kämme, et han
'su vill aunere d'vnr gestanne, on hatte Hötd of, on Schlöppe drof e sn huh
wie de Parglockethorm, et weis kei Mensch, wat datt Widder für'n Mode es,
met de grose Höth, se nennen se a la Schieraff on a la Dambfcheff. C. Jo!
ed werd alleweil mit der Mode e Geld vergeckst, wan mer nor ed Foder-
doch en de Klaider beseht, wat se alleweil domet en Luxus mache.