1881 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Steinbach, Josef, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Klöden, Gustav Adolf von, Mehlis, Christian, Hocker, Nikolaus
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Simmern und Sponheim. - 31
S P o n h eim, auch Spanheim genannt, war der Sitz eines bedeutendendynasten-
geschlechts, das ja auch, wie wir gesehen haben, in Kreuznach Güter besaß. Das
Dorf liegt im Thale, überragt von den Resten der Burg, einem festen Thurme,
dessen Mauern 3 m dick sind. Im Jahre 1044 ward Gräfin Hedwig von
Sponheim mit ihrem Sohne Eberhard als Stisterin der Kirche zu Sponheim
urkundlich genannt. Der Sohn des Letzteren, Stephan, stiftete die berühmte
Abtei Sponheim, deren Bewohner für die Kultur des Hunsrücks von großer
Bedeutung waren. An Gütern und Renten fehlte es ihnen bei dem frommen
Sinne der Sponheimer Grafen, ihrer Frauen und Töchter nicht, und mancher
Wald, den sie erhielten, wurde von ihnen in fruchtbares Ackerland um-
geschasfen. Auch haben sie sich die Pflege des Obstbaues und der Viehzucht
sehr angelegen sein lassen. In der Stille ihres Thales und im reichen Besitze
mochte ihnen aber ans die Dauer das Psalmensingen und die Enthaltsamkeit,
welche die Ordensregeln vorschrieben, als lästige Bande erscheinen. Es be-
fanden sich unter den Aebten die Glieder der ältesten adeligen Geschlechter
des Rheinlandes, und gewiß suchte mancher Sprosse einer armen Adelsfamilie,
die überreich mit Kindern gesegnet war, Zuflucht in dem stillen, aber behäbigen
Asyl des Klosters. Er konnte aber sein Blut uicht verleugnen und übte in der
Kutte gern Rittersitte, die zu jener Zeit im starken Trinken und anderen „noblen
Passionen" bestand.
Unter dein Abte Heinrich von Kreuznach soll das Leben im Kloster ganz
besonders toll gewesen sein. Er war selbst ein Graf von Sponheim und ohne
Zweifel nur Mönch geworden, um der fetten Pfründe froh zu werden; das ge-
schah denn auch im reichsten Maße. Und wie sein Beispiel die Mönche an-
steckte, läßt sich denken. Sie verkauften die kostbarsten Werke aus der Kloster-
bibliothek, um mit dem Gelde ihreu Lüsten zu sröhnen.
So ging es fort, bis dem Kloster ein Mann zugeführt wurde, der die völlig
aufgelöste Zucht deffelben wieder herstellte und seinen Namen zu hohen Ehren brachte.
In dem Dorfe Trittenheim an der Mosel wurde am 1. Februar 1462
ein Mann geboren, deffen Name in der Kulturgeschichte des Rheinlandes eine
hervorragende Stellung einnimmt. Er hieß Johann Heidenberg und führte als Zu-
uamen den Namen seines Geburtsortes. Seiue großen geistigen Anlagen verschafften
ihm Freunde und Gönner, die ihm die Mittel boten, in Trier, Köln und Heidel-
berg studiren zu können. Als er auf einer Vakanzreise begriffen war. überraschte
ihn im Februar 1482 in der Nähe des Klosters Sponheim ein Schneegestöber.
Er sand Aufnahme in demselben und faßte den Entschluß, dort zu bleiben. Acht
Monate nach feiner Aufnahme wurde er von seinen Mitbrüdern zum Abte ge-
wählt. Er stellte die Klosterzucht wieder her, vermehrte die Bibliothek bis auf
2000 Bäude, darunter viele kostbare Handschristen und seltene Bücher, und
schrieb selbst eine große Zahl bedeutender Werke, die seinen Ruhm durch
ganz Europa verbreiteten. Die bedeutendsten Männer seiner Zeit suchten seine
Freundschaft oder traten mit ihm in Verbindung, Der gelehrte Kurfürst
Joachim I. von Brandenburg lud ihn 1503 znr Fürstenversammlung nach
Frankfurt am Main ein. Auch Kaiser Maximilian I., der viel von dem ge-
lehrten Abte gehört hatte, lud ihn zu sich uach Köln. Anastasius Grün hat
diesen Stoff in feinem Romanzenkranz „Der letzte Ritter" behandelt. Er läßt
aber den Kaiser selbst nach Sponheim zu Trithemius kommen: