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1. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 186

1881 - Leipzig : Spamer
186 Die Ahr von ihrer Mündung bis zur Quelle. Eine Viertelstunde oberhalb Ahrweiler liegt das kleine Dörfchen Watporz- heim, an dessen Felsen die edelste Creszenz des Ahrthales wächst." Darum auch all der Sang und Klang von Lautenspiel und Dichtermund beim Sankt Peter im Thale. Das heutige Gasthaus „Zum Sankt Peter" gehörte nebst den besten Weinbergen dem Domkapitel in Köln. Bei solchen guten Tropfen konnten die Domherren wol kapitelfest bleiben. In der Laube von Sankt Peter ist schon mancher unsterbliche Reim entstanden; aber auch jeder Sänger greift hier unbedenklich in die mehr oder minder rein gestimmten, aber immer von Wein und Sang begeisterten Saiten. Gleich oberhalb Walporzheim liegt mit feiner weit vorgestreckten Nase der Wahrzeichenfels des Ahrthales, die „Bunte Kuh". Woher der Fels diesen Namen hat, weiß man nicht genau. Nach einer Version habe ein Mädchen für eine bunte Kuh aus der Felsennase seine Strümpfe gewechselt. Nach einer andern habe zur Raubritterzeit hier ein Strauchritter aus einen Waarenzug gelauert, sei aber durch eine bunte Kuh, die eine kleine Schelle trng, daran verhindert worden, in dem Glauben, daß dort ein Priester einen Kranken besuche. Diese Kuh hat er in seinem Aerger über den Felsen hinabgestürzt. Nach einer dritten Sage endlich habe der Fels seinen Namen von den Franzosen bekommen, die hier die Creseenz des Walporzheimers prüften und ausriefen: Ah! c' est von de goüt! Oberhalb der „Bunten Kuh" iu einem Seitenthälchen liegt in einem schönen Baumkranze die Ruine des Frauenklosters Marienthal. Die älteste Urkunde darüber reicht bis zum Jahre 1236, wo zu Landskron ein Hausvertrag mit dem Kloster bestätigt wurde. Der alte Klosterbau wurde uebst den: ganzen Dorfe im Jahre 1646 unter Türenne niedergebrannt. Von dem reichen Stift wieder aufgebaut, siel das Kloster der französischen Okkupation anheim, deren Vertreter es 1811 auf den Abbruch verkauften. Heute liegen feine Trümmer in trauriger Verlassenheit, und Rankengrün deckt mitleidig die tiefen Wunden, die eine stürm- volle Zeit den friedlichen Hallen schlug. Der Volksmund will dort noch oft Nachts den Chorgesang der vertriebenen Nonnen vernehmen. Und mancher brave Junggesell, Und schlich er dann zum Kloster sacht Der durch das Thal gekommen, Und schaute in die Hallen,' Hat wie ein Glöcflein silberhell Dort flötet klagend in die Nacht Den^Chorgesang vernommen. Ein Chor von Nachtigallen. Oberhalb Marienthal liegt das alte Dorf Dorn au, welches seinen Namen von Dörnerau herleitet, da diese schöne Thalebene als Schafweide diente, als das übrige Thal noch tiefer Wald deckte. Das Dorf hatte einen kleinen Lokal- adel, dessen Sitze noch theilweise zu sehen sind. Eine halbe Stunde weiter auf der rechteu Ahrseite liegt das kleine Dorf Rech, welches bei der großen Ueberschwemmung im Jahre 1804, die eines Sonntags Nachmittags hereinbrach, fast ganz zerstört wurde. Die Einwohner flüchteten sich auf die Dächer, vou wo aus auch der alte würdige Pfarrer ihnen mit dem Allerheiligsten seinen Segen spendete, bis die Wellen plötzlich Hirt und Herde begruben. Den Leichnam des Pfarrers fand man nach einigen Jahren unversehrt im Schlamme bei Marienthal. Die Verheeruugeu, welche die Ahr bei ihrem scharfen Gefälle und plötzlichem Anschwellen in dem engen Thale anrichtet, sind auch oft in neuester Zeit bedeutend.
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