1881 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Steinbach, Josef, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Klöden, Gustav Adolf von, Mehlis, Christian, Hocker, Nikolaus
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Geologische Verhältnisse. 241
bezog sie den sämmtlichen Messingdraht aus Stollberg. Der dort lagernde
geeignete Sand zog die Glas- und Spiegelfabriken dahin. Dennoch ist die
Industrie Stollbergs und Aachens eng zusammen verwandt. Die Spiegelglas-
sabrik, die große chemische Fabrik Rhenania und viele andere Häuser haben ihren
Hauptgeschäftssitz in Aachen und Burtscheid. Hüben und drüben wird dasselbe
sabrizirt und sich in den Rohstoffen ergänzt, die Statistiken verschmelzen sich
gänzlich. Wie groß allein die Fabrikation der Stecknadeln Aachens und Stoll-
bergs iusgesammt ist, erhellt daraus, daß drei Fabriken, ausgerüstet mit
72 Pferdekraft Dampfkraft und 754 Arbeitern, 1900 Millionen Stecknadeln
jährlich fabriziren. Bei dieser Massenerzeugung ist es ja kaum mehr der Mühe
Werth, sich um eine zu bücken, um sie von der Erde aufzuheben. Die Glasfabrikation
liefert in drei Fabriken mit 840 Pferdekraft Dampfkraft und 1095 Arbeitern
90000 qm polirtes Spiegelglas, 187 500 qm Fensterglas und 1250000 kg
Hohlglas. Da schadet ein Hagelwetter nicht mehr, wenn's nicht gar zu bunt
wird. Das Hüttenwerk „Rothe Erde" verarbeitet mit 900 Mann jährlich
ca. 24 Millionen kg Eisen, vom Drahtstift aufwärts bis zur Eisenschiene. An
diese genannten Werke schließen sich noch, ganz besonders in Stollberg, eine
Menge großartiger Werke an, als chemische Fabriken, feuerfeste Steiusabrikeu,
Zinkhütten, für Eisenbahnbedarfsartikel, Gerbereien und dergleichen. Nun tritt
die Kohlengewinnung der Jade und des Wurmrevieres noch hinzu. Bon der
hiesigen Kohlengewinnung nähren sich ungefähr 14700 Menschen. Im Jahre
1874 erstreckte sich die Ausbeute auf 15 Millionen Centner; da kann man sagen:
Der Bergmann steiget kühn hinab
Zu den verkohlten Palmen,
Dort schreitet er durch manches Grab,
Umrankt von Schachtelhalmen.
Wo einst die Woge hat gerauscht,
Er muthig Nacht um Sonne tauscht.
Doch manchmal auch für immer.
Hier dürften wir einen geognostischen Rückblick auf die Verhältnisse der
Kohlenlager der Gegend werfen. Die untere Abtheilung der Kohlengruppe
besteht aus einem einfachen, geschlossenen Kalksteinlager, dem Kohlen- oder Berg-
kalk, das oft eine Mächtigkeit von 240—300 irr hat. Diese Kalke kann man
an der Eisenbahn von Aachen nach Altenberg, der bedeutendsten Zinkstätte
(Vieüle montagne) in den Einschnitten beobachten. Dem Kohlenkälke folgt
unmittelbar das aus Schichten von Schieferthon, Sandstein und Konglomerat
bestehende Steinkohlengebirge, welches oft zahlreiche und bis 2 in mächtige
Steinkohlenflötze enthält. Diese Flötze füllen als oberste Schichtabtheilung die
langen tiefen Falten und Mulden aus, zu welchen das Gebirge zwischen Eupeu,
Langerwehe und Herzogenrath zusammengepreßt ist. An manchen Stellen treten
diese Flötze offen zu Tage, an anderen Stellen werden sie dagegen mit tertiären,
diluvialen und alluvialen Ablagerungen bedeckt. Nur zwei dieser Mulden be-
sitzen eine ausreichende Tiefe, die wechselnde Schichtenfolgen mit zahlreichen
Steinkohlenflötzen in sich aufnehmen, an der Jade bei Eschweiler und an der
Wurm, nördlich von Aachen. Die Eschweiler Mulde hat jedoch bessere Ver-
Hältnisse sür die Gewinnung, da sich hier nicht so viele erschwerende Sattel
einschieben wie in der Aachener Mulde. Auch hat die Eschweiler Mulde aus-
schließlich Fettkohle, wohingegen das Wurmrevier bei Aachen, mit geringer
Deutsches Land und Volk. Iv. Ig