Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 282

1881 - Leipzig : Spamer
282 Das Siebengebirge. Schon unter dem Kaiser Heinrich Ii. erscheint es urkundlich als „villa Wintere", und der schon 1064 hier erwähnte Weinbau legt die Vermuthung nahe, der Name sei aus dem Römermunde vini terra = Weinland entstanden. Ist ja doch das Drachenblnt aus der Nähe weithin berühmt, und scheinen doch die Quadern der Ruine Drachensels über uns dem römischen Baumeister ihre Setzung zu danken! Am Geburtshause des rheinischen Sängers vorüber gelangen wir am Bahnhofe vorbei, in dessen Nähe jüngst Reste von Häusern und Brunnen aus heidnisch-römischer Zeit sich fanden — Heidenhäuser sind sie hier genannt—, durch Weinpflanzungen empor zum heiligen Gipfel des von Wallfahrern besuchten Petersberges. Eine Reihe geschmackloser Stationen zeugt von der Pietät der Umwohner gegen den Schutzpatron des nördlichsten der sieben Berge, des Septimoninms, wie Herrad von Landsberg vor sechs Jahrhunderten das Ge- birge nannte. Unter stetiger forschender Unterhaltung mit dem Führer, einem ganz gewandten und landeskundigen Sohne dieser Gegend, geht es den ziemlich steilen Berg hinan. Die verschiedenen steinernen Beter leiten uns sicher ans die Höhe — hat doch auch der Ketzer etwas davon! — und siehe, den Rand des Plateaus, das ca. 280 m nach v. Dechen über des Rheines Spiegel liegt, umzieht ein noch deutlich sichtbarer Wall von Bruchsteinen. Prof. Schaafhausen in Bonn glaubte Anfangs, an seiner Existenz zweifeln zu müssen, hat sich aber vor kurzer Zeit eigenhändig von des Walles Existenz überzeugt — est et erat! Wie der Augen- schein überzeugt, ist er besonders auf der Nord- und Westseite noch ziemlich gut erhalten. Seine Höhe steigt an einzelnen Stellen bis zu 4—5 m. Er ähnelt in seiner jetzigen Gestalt ganz der Dürkheimer Heidenmauer und dem Donners- berger Ringwall. Sollte er in germanischer Zeit nur zur Vertheidiguug gedieut haben? Man muß daran fast zweifeln; denn auch der Raum innerhalb anderer Ringwälle am Rhein diente, wie nachgewiesen, nicht nur für den Krieg, sondern anch für den Frieden. Der Germane liebte es, sich in solchen Oppida, wie sie Cäsar und Tacitns nennen, zu vertheidigeu, aber auch hier die höchsten Gottheiten Wodan-Odin und Donar-Thor zu verehren. Drüben bei Bonn die herrliche Ruine Godesberg sah einst aus ihrer Stelle den Dienst des Wodan; der urkundliche Name Godenes- berg — Wodenesberg zeugt noch davon. Dem Sitze Wodan's, der araubiorum gegenüber, erhob sich hier das rauhere Heiligthum des Donar, welches die Sigambrer, die Anwohner der Sieg, verehrten und besuchten. Ubier und Sigambrer sahen sich hier in die feindlichen Augen; den milderen Odin ehrten jene, diese, die Todfeinde Roms, den donnernden Kriegsgott. An Stelle des Wodan trat auf dem Godesbergs fpäter der heilige Michael. Erst Erzbischof Dietrich I. vou Köln ließ dort die alte Michaelskapelle ab- reißen und stellte dafür eine fchirmende Zwingburg hin. Zürnend flog nach der Sage der Engel vom Godesberg auf den Petersberg, wo er sich niederließ. Nach Analogien am Rhein zu schließen, kann kaum ein Zweifel daran sein, daß hier am Petersberge Sankt Peter den Donar der Germanen, den Jupiter der Römer ersetzt hat. Eine Transmutation, die um so weniger Befremdendes hat, wenn wir bedenken, daß die römischen Priester den römischen Namen Wodan und Mercur die neuen anpaßten. So setzten sie denn, dem Transmutations- gesetze bewußter und klnger Weise folgend, für Mercurii mens (Mercur-Wodan),
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer