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1. Bilder vom Niederrhein - S. 266

1882 - Leipzig : Spamer
266 Der Rhein in Lied und Sage des deutschen Volkes. Auf dem fernen Donnerberg erscheint uns der Gewittergott Donar auf seinem mit zwei Böcken bespannten Wagen und schwingt unter Donner und Blitz seinen nie fehlenden Hammer. Vom uralten Alzey tönt uns die Geige des wackeren Fiedlers Volker entgegen, und Worms, die frühere Residenz der Burgunder, versetzt uns wieder mitten in die Nibelungensage. Hier lugt, wie Jordan es beschreibt, Krimhildens goldgelocktes Köpfchen wie eine Mairose aus dem Dornbusch oder, wie das Nibelungenlied besingt, geht sie hervor, „wie das Morgenroth aus trüben Wolkenringen." Hier geriethen beim Gang in das Münster die beiden Frauen „Krimhilde und Brunhilde" in Streit, hier fand die unglückliche Gattin den Leichnam ihres gemordeten Siegsried. Hier stand ferner Krimhildens Rosengarten, in dem sich im tollen Uebermuthe der Mönch Jlsan herumwälzte und dann beim Kusse der Königin mit feinem 'stacheligen Barte die zarten Wangen blutig stach. Hier fanden die welthistorischen Konzilien, Reichstage, Maienversamm- lnngen und Turniere statt, welche Sage und Dichtung vielfach verherrlicht hat. Wer kennt z. B. nicht den „reichsten Fürsten" von Kcrner? Ein Jubelchor melodischer Sänger begrüßt uns aus dem schwäbischen Dichterwald, wer nennt ihre Namen? Schiller, Uhland, Kern er, Schwab und viele Andere. Es winkt uns das Ahnenschloß der Hohenstaufen und die Stammburg der Hohenzollern, deren erlauchter Sproß die Sehnsuchtsträume des deutschen Volkes nach der Wiederkunft Barbarossa's auf das Schönste verwirklicht hat. In den Straßen Heilbronns erscheint uns Kl eist's liebliches Käth- chen; auf dem Rathhause glauben wir, 1)en biederen Götz von Berli- chingen mit der eisernen Hand zu schanen. und iu Weinsberg die treuen Weiber mit ihren geretteten Männern. Doch die Krone der Gegend ist Heidel- berg mit den malerischen Ruinen seines Schlosses, mit seinen historischen Er- innernngen, mit seiner Fülle deutscher Wander-, Trink- und Studentenlieder. Nicht umsonst steht hier der kupfernasige Hofnarr Perkeo neben dem Riesenfaffe. Noch einen Scheidegruß feudeu wir dem jugendlich kecken, von Roqnette in „Waldmeisters Brantfahrt" so frisch besungenen Neckar zu und eilen weiter. Durch die Forsten des Odenwaldes sanst der Rodensteiner mit dem wilden Heere, ein Hurrah und Hussah erschallt, mit Rossegetrabe, Peitschenknall und Hundegebelfer saust es durch die knackenden Zweige, und voraus eilt der „getreue Eckart" als Warner. Wehe Dem, der nicht ans dem Wege geht! Die wilde Jagd reißt ihn mit sich fort. Wohl ihm, wenn er wieder festen Fuß faßt und sollte es auch in Afrika sein, wie es einst einem Ackersknecht erging! Doch wohin eilt das wilde Heer? — Dem bedrängten Vaterlande zu Hülfe: „Mein Vaterland du, du bist meine Lust, Mein Lieb, das ich ewig umfange, Dir schwillet mein Arm, dir glüht meine Brust, Dich feir' ich in brausendem Sange; Im Ost und im West, im Süd und im Nord, Ich reite und streite dir immer fort, Dein Herold zu Krieg und zu Frieden!" So singt der Rodensteiner in Wolfgang Müller's schwungvoller Bal- lade: „Deutschlands Wächter". Das an Geschichte und Sage so reiche Mainthal
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