1882 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
298 Die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser.
Kriege litt die Stadt besonders durch die Plünderungen des Herzogs Christian
von Brannschweig (1622), ebenso durch den Obersten Goldsteiu (1636). Endlich
eroberte sie (1643) der hessische General Geiso nach heldenmütiger Ver-
teidigung und dann ward die Stadt (1646) von niederhessischen Truppen hart
beschossen. Schließlich drangen die Feinde durch eine Bresche ein, aber der
kühne Bürgermeister Konrad Haas und der wackere Pfarrer Happel holten Blei
von der Stadtkirche und machten daraus Kugeln für ihre Mitbürger, wahrend
ihre eigenen Häuser abbrannten. Sie verjagten den Feind, fielen aber bei
Ohmes durch einen Hinterhalt und starben fast Alle den Heldentod.
Alsfeld errang bald an Wohlstand und Blüte eine hohe Stufe unter den
althessischen Städten und wird fchon frühe besungen.
Daß in Alsfeld außer seiner reichen Industrie auch die Küuste und die
holden Musen blühen, davon legt der sogenannte „Horzenelubb", eiue meist
aus Beamten und Kaufleuten bestehende urgemüthliche Gesellschaft, glänzendes
Zengniß ab. Wie sehr anch die heitere Muse hier thront, beweisen die bekannten
—iaden (nomina sunt odiosa), welche die famosen Burgermeisterprotokolle
von der „ unterirdischen Selbstentschlüpsnng der Liederbach" und die „ An-
stellung einer Hebamme bei vorkommenden weiblichen Ereignissen" und der-
gleichen verewigen.
An der südöstlichen Abdachung des Vogelsbergs, an der Mündung der
Schlitz in die Fulda, liegt auf einer Anhöhe das freundliche uralte Städtchen
Schlitz. Die Kirche, welche 1812 ihr tausendjähriges Jubiläum feierte, hat
einige merkwürdige Grabdenkmäler, unter anderen des unglücklichen Ministers
Karl's Xii. von Schweden, des Georg Heinrich von Görz, der als Opfer seiner
Treue 1719 enthauptet ward. Sehenswerth sind sonst noch die fünf Burgeu
von Schlitz, deren älteste, die Hinterburg, 1487 neu erbaut wurde. In der
Hallenburg residirt die gräfliche Familie. Schon im Jahre 812 begegnen wir
dem Namen Schlitz (Slitese) als einer Besitzung von Fulda. Ebenso wird die
alte, ehedem Riedesel'sche Stadt Lauterbach als zum Kloster Fulda gehörig,
erwähnt. In den Jahren 1326, 1360 und 1420 ward Lauterbach an die
Herren von Eisenbach verpfändet und 1427 au Mainz. Der Landgraf Lud-
wig der Friedfertige versetzte 1433 und 1436 die Hälfte der ihm vom Stift
Fulda überwiesenen Stadt dem Landvogt Hermann Riedesel an der Loyne
(Lahn) und 1566 erhielt er die andere Hälfte von Mainz. Nach mancherlei
wechselvollen Schicksalen kam die Stadt an die Familie von Eisenbach. Die
Stammburg dieser uralten Familie, Eisenbach, liegt eine Stunde die Lauter
herauf, von Buschwerk und Bäumen umgeben, ein längliches, von Rondelen
verteidigtes Viereck. Das Schloß Eisenbach wird zuerst in einer Urkunde
vom Jahre 1217 erwähnt. Im Jahre 1343 verlieh der Landgraf Heinrich
der Eiserne dem Heinrich von Eisenbach das Erbmarschallamt, das dann immer
auf den Stammesältesten überging. Nach dem Aussterben des Mannsstammes
kam Eisenbach nach manchen Wechselfällen an einen Schwiegersohn des letzten
Herrn von Eisenbach, an Johann Riedesek, dessen Nachkommen sich mit der Zeit
in den Besitz fast des ganzen Kreises Lauterbach setzten.
Von Eisenbach führt die Straße über die rauhe Feldkrücker Höhe nach
Schotten und eine andere nach Herbstein, auf eiuer Anhöhe im östlichen Theile
des Vogelsberges. Hier weht ein sehr rauher Wind, und dem Boden ist nicht