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1. Bilder vom Niederrhein - S. 309

1882 - Leipzig : Spamer
Agrikultur, Bergbau und Industrie. 309 Agrikultur. Während die Höhen fast ganz mit Wald, die Thäler mit Wiesen bedeckt sind, hat das Ackerland nur eine geringe Ausdehnung. In eine Menge kleiner Gebiete getheilt, die, abwechselnd mit Roggen, Haser, Kartoffeln und Klee bestellt, einen bunten Anblick gewähren, erstreckt es sich gewöhnlich am unteren Abhänge der Berge hin, welche die Dörfer umgeben. Letztere liegen mit wenigen Ausnahmen in den Thälern an der Stelle, wo zwei oder mehrere derselben zusammenstoßen. Ihre zweistöckigen, aus Fachwerk gebauten Häuser verrathen schon durch ihr ganzes Aeußere den Sinn für Ordnung und Reinlich- keit, welcher die Bewohner derselben so sehr auszeichnet, und ihre weißgetünchten Wände mit schwarz angestrichenem Gebälk bilden einen anmnthigen Gegensatz zu dem Grün der sie umgebenden Bäume und der bis dicht an die Dörfer herantretenden Wiesen. Sie sind mit moosbedeckten Strohdächern versehen, neben welchen wir namentlich aus den neuereu Gebäuden der Hauptthäler auch schon manches Schieferdach erblicken. Bei allen Strohdächern bemerken wir noch zwei am Giebel sich kreuzende Balken, deren Ende mit Schnitzwerk verziert ist, welches ebenso wie in Westfalen Pferdeköpfe darstellen soll. Wir finden dieselben in der Nachbarschaft Westfalens auch in anderen Landstrichen, während sie weiter nach Süden, z. B. auf dem Westerwald, schon nicht mehr vorkommen. Die Dächer sind hoch und spitz und die Speicher, welche zur Aufbewahrung fast sämmtlicher Vorräthe dienen, dem entsprechend geräumig. Für Scheune, die fast nur zum Dreschen dient, und Stallung giebt es keine besonderen Gebäude, sondern beide sind mit dem Wohnhause unter einem Dache vereinigt. Trotzdem ist das ganze Gebäude meist ziemlich klein, und dem entsprechend ist auch der Grundbesitz nur ein geringer. Infolge der seit Jahrhunderten bestehenden unbegrenzten Theilbarkeit der Güter haben nur wenige Bauern so viel Land, daß sie zur Bearbeitung desselben Dienstboten nöthig haben; die meisten besorgen es allein mit ihrer Familie, und da das Klima rauh und der Boden unfruchtbar ist, so ernten sie durchschnittlich nicht so viel, wie sie für ihren Haushalt be- dürfen. Wenn auch die Viehzucht bei der Beschaffenheit des Landes wichtiger ist als der Ackerbau, so hat doch nur die geringe Minderzahl mehr als drei Stück Rindvieh, die meisten noch weniger. Es giebt daher in den nur auf Landwirtschaft angewiesenen Bezirken des Landes keine reichen Bauern, wie sie anderwärts so häusig sind. Da auch der Hauberg jetzt nur wenig einträgt, so sind die meisten Bauern trotz ihrer Betriebsamkeit, Sparsamkeit und höchst einfachen Lebensweise verschuldet. Das ganze Siegerland nebst dem Freien- grund würde ein eben so armes Land sein wie der Westerwald und manche um- liegende Bezirke, ja, es würde kaum im Stande sein, auch nur ein Drittel seiner gegen 70,000 Seelen zählenden Bevölkerung zu ernähren, wenn es nicht andere bedeutende Quellen des Wohlstandes hätte, nämlich Bergbau und Industrie. Wergöau und Industrie. Der Bergbau des Siegerlandes und Freien- grundes ist uralt und beschränkte sich wol zuerst auf die Förderung der an der Oberfläche der Erde am Ausgehenden der Gänge anstehenden Erze. Zeugen davon sind die mächtigen, langgestreckten Furchen, die sogenannten Pin gen, welchen wir noch heute begegnen, wenn wir die erzreichen Berge durchwandern. Auch Sagen weisen auf einen alten Bergbau hin. Eine solche giebt es z. B. über den erzreichen Altenberg im Norden des Siegerlandes. Dort stand vor
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