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1. Bilder vom Niederrhein - S. 354

1882 - Leipzig : Spamer
354 Die Grafschaft Mark. Schichten des Kalksteingebirges ursprünglich eine horizontale Lage auf dem Boden des Meeres einnahmen, daß sie aber dann durch unterirdische Kräfte in ihre jetzige aufgerichtete Stellung emporgehoben wurden. Dadurch wurden sie natürlich theilweise durchbrochen, theilweise über einander geschoben, und es bil- deteu sich Klüfte und Sprünge. Dadurch war auch dem Wasser von außen der Weg ins Innere gebahnt. Niederschlag aus der Atmosphäre sickerte in die Spalten ein und arbeitete sich bis zur Thalsohle durch. Diese zersetzende Kraft erweiterte durch Abspülungen und Durchbrüche die bereits vorhandenen Hohl- räume. Dazu kam, daß der Kalkstein in Wasser lösliche Bestandtheile enthielt. So erzengen sich die wunderbarsten Tropfsteingebilde, die uns mehr das Werk der Kunst als der Natur zu sein scheinen. Ost sammelt sich die Feuchtigkeit an der Decke zu großen Tropsen, die endlich vermöge ihrer Schwere abfallen. An anderen Stellen regnet es förmlich von der Decke herab und stäubt, wie Karl Vogt in einem Aussatze der Gartenlaube (Jahrg. 1869, Nr. 9 u. 10) so schön beschreibt, nebelartig empor. Wp ein Wassertröpfchen hinkommt, bleibt ein krystallisirtes Kalktheilchen sitzen, und darum setzen sich andere an. So ent- stehen an den Wänden, wo das Wasser abrinnt, förmliche Vorhänge mit dem kunstvollsten Faltenwurf. Von der Decke aber, wo die Tropsen abfallen, bilden sich Zapfen nach unten, und da, wo der Tropfen auffällt, wächst nach oben ein Kegel entgegen, bis sie schließlich zu einer die Decke gleichsam tragenden Säule zusammenwachsen. Auch Pflanzen, wie Algen und Schimmel, befördern solche Gebilde, umhüllen sich mit Kalkstein, verwesen schließlich, lassen aber in feinen, durchsichtigen Röhrchen an der Decke oder spitzenartigen Geweben an den Wänden ihre ursprüngliche Gestalt zurück. Je reiner das einsickernde Wasser ist und je ungestörter es im Innern wirken konnte, um so reicher ist die Formen- bildung, um so durchsichtiger die Farbe der Krystalle. Die interessanteste dieser Höhlen ist wol die berühmte Dechenhöhle bei Letmathe in der sogenannten Grüne, wo die Bahn nach Iserlohn durch einen mächtigen Damm das Thal durchschneidet. Dieselbe hat ihren Namen von dem als Geognost hochberühmten vi-, v. Dechen und ward 1868 zufällig bei Eisenbahnbanten entdeckt. Eine solche Höhle war schon 1477, der Lübecker Chronik von Detmar zufolge, bei Iserlohn von einem Jäger entdeckt worden. Man soll darin Todtengebeine von ungeheurer Größe, Arm- und Beinknochen so dick wie der achte Theil einer Tonne und einen Kopf so groß wie einen Scheffel gefunden haben. Auch in der Dechenhöhle fand man viele Ueberreste fossiler Thierknochen, wie von dem ausgestorbenen Höhlenbären (Ursus spelaeus), der Höhlenhyäne (Hvaena spelaea), von verschwundenen Hirschgattungen und dem urweltlichen Pferde. In der benachbarten Grürmannsh öhle, an deren Eingang zwei steil aufragende Felsen mit Namen „Mönch und Nonne" sind, fand man Reste vom Mammnth (Elephas primigenius). Auch Steinbeile. Steinmesser, gespaltene Knochen u. dgl., die auf eine Bearbeitung durch Menschenhand hindeuten, findet man sast noch täglich in dieser Gegend. Mit diesen hochwichtigen Forschungen be- schästigt sich insbesondere der 1877 in Hamm gegründete Zweigverein der „Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte". Doch betreten wir die merkwürdige Grotte selbst. Vom Eingange aus wandeln wir in mehrfachen Windungen westlich 289 m weit; die Breite beträgt durchschnittlich 5—6 in. Ein Gefühl der Andacht und Bewunderung zu gleicher
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