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1. Bilder vom Niederrhein - S. 384

1882 - Leipzig : Spamer
384 Das obere Ruhrthal. Die befohlene Jagd begann am 22. Dezember 1735 und wurde fort- gesetzt bis zum 21. Januar 1736. Nach der Relation der Jäger waren in dieser Zeit 23 Hirsche und 47 Sauen erlegt worden; sie hätten aber, fügen die Jäger bei, Rasttage machen müssen, da bei der starken Kälte „die Hunde die Füße durchgelaufen hätten und viele der besten Hunde geschlagen worden seien." In der Zeit vom 25. Januar bis zum 21. Februar 1736 wurden dann noch 22 Hirsche und 26 Schweine erlegt. (Diese Nachrichten hat Seißen- schmidt in den Blättern zur näheren Kunde Westfalens, Jahrg. 1864, S. 89 ff., aus den Akten mitgetheilt.) Die echte altdeutsche Jägerei im freien Walde hörte hier erst völlig auf mit der Säkularisation des Erzbisthums Köln (nach 1801). Die von dem neuen Landesherrn des Herzogthums Westfalen, dem Landgrafen Ludwig von Hessen-Darmstadt, eingeführte neue Forstverwaltung und Waldwirtschaft, wie sie später unter der preußischen Regierung weiter ausgeführt wurde, war, wie schon früher bemerkt, dem Gedeihen des Wildstandes nicht günstig. Der Hirsch als eigentliches Standwild ist in den Wäldern des Herzogthums Westfalen uicht mehr vorhanden. Nur ganz im Süden des Landes, an der wittgensteinschen Grenze, beson- ders in der uns ans den Fürstenberg'schen Tagebüchern bereits bekannten Rüspe, wird noch dann und wann ein Stück Rothwild geschossen; und im Westen, in dem Winkel des Arnsberger Waldes zwischen Ruhr und Möhne, lebt noch, gehegt von dem Grasen von Fürstenberg-Herdringen, eine zahlreiche Nach- kommenschaft des alten Edelwildes unserer Wälder. Wer von Arnsberg nach der „dicken Eiche" geht und von da auf dem Wege uach Günne oder nach Himmelpforten weiter wandert, ist zuweilen so glücklich, einem Hirsch mit stolzem Geweih zu begegnen; und ein oder anderer Reisender hat sogar vom Postwagen aus ein ganzes Rudel auf einer Waldblöße in der Nähe von Breiten- brnch zu fehen die Freude gehabt. Wenn nun die Hirsche als Standwild hier wol für immer verschwunden sind, so sind dagegen die wilden Schweine in neuester Zeit wieder eingewandert, und zwar seitdem die Nadelholzkulturen mehr und mehr zu dichten Wäldern heranwachsen. Eben heute, den 18. Januar 1881, wo ich dies schreibe, ist bei Rumbeck ein mächtiger Keiler erlegt worden. Der hat wol einmal die Gegend von Arnsberg ansehen wollen, wo seine Vorfahren vor 100 Jahren den Wald weit und breit inne gehabt hatten. Die Jagd heutzutage ist nicht mehr das „große Gejäge" aus der Zeit unserer Grafeu und Kurfürsten. Ohne die Koppeln mächtiger Schweißhunde, ohne das Gefolge der Hunderte von Dienstleuten, ohne das Hallo und Horrido und lustigen Hörnerklang zieht eine kleine Jägerschar still hinaus in den Wald, wo die Fährte eines Wildes entdeckt ist. Der Jagdspieß und selbst der Hirsch- sänger sind beiseite gelegt, und der Schütze verläßt sich allein auf seiue sicher und ferntreffende Doppelbüchse. Fast muß man sich wundern, wie es noch leidenschaftliche Jäger geben kann; die alte Jagdpoesie ist verklungen, wie so manche andere Poesie des Lebens.
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