Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 65

1883 - Leipzig : Spamer
Die Karlschanze und der Bullerborn. 65 Wunder zugetragen haben: Es trat eine solche Dürre ein, daß das Heer ver- schmachtet wäre, wenn nicht plötzlich reichliche Wassermassen aus einem Berge hervorgebrochen wären, ohne daß ein Moses sie mit seinem Zauberstabe her- vorgelockt. Diese Wunderquelle hat man in dem sogenannten Bullerborn bei Altenbeken wiedererkannt, welcher noch im 16. Jahrhundert periodisch strömte und dann wieder versiegte. Sobald er ausbrach, ging ein geheimnis- volles Rauschen durch die Wipfel der umstehenden Bäume, „sibilmn per cacu- mina arborum", wie der Chronist meldet. Seit 1638 fließt die Quelle wieder ununterbrochen, aber nicht mehr an dem früheren Orte, wo noch die Reste einer Terrasse und alte Bäume stehen. Das Gewässer vermischt sich mit einem an- dern, die Sage genannt, nimmt den Namen Beke an und verliert sich bei Neuenbeken im Sande. Hier wollen einige Mythologeu das „Sökwabek" (Sinkebach) der Edda, den Palast der Saga, wiederfinden und in einem Weiher bei Lippspringe den „Mimirsborn", wo der Göttervater Odin sein Auge, d. h. das Sonnen- oder Mondeslicht, gegen einen Trunk urweltlicher Weisheit aus dem Wunderqnell dem urweisen Riesen Mimir zum Pfände gab. Diese Anuahme beruht auf der Voraussetzung, daß das Asgard unserer Vorfahren inmitten des Teutoburger Waldes lag, und daß vielleicht flüchtige Sachsen ihre Sagenschätze im 8. Jahrhundert in den hohen Norden retteten, wo sie in der Mythensammlung der Edda in klimatischem Kolorit, in nordischer Färbung geborgen wurden. Dies sind freilich nur Hypothesen, denen andere von dem Ursprung der germanischen Götter- und Heldensagen entgegenstehen. So haben ja neuerdings die Herren Bugge und Bang viele antik-klassische Elemente und jüdisch-christliche Überlieferungen in den nordisch-germanischen Sagenstoffen nachzuweisen und zu beweisen versucht, daß die nordischen Wikinge auf ihren Fahrten nach Westen vorzugsweise auf den britischen Inseln von den ersten christlichen Aposteln solche Bestandteile in ihren Sagenkreis verschmolzen. Wir setzen unsere Wanderung fort und gelangen an der ehemaligen, jetzt zerstörten Cisterzienserabtei Hardehausen vorbei nach Willebadessen an der „jugendlichen Nethe". Dies war ehedem ein Benediktinerstift (1149), um das sich später ein Städtchen anbaute (1317). Weiter rechts liegt ein Kloster, das hochadlige Damenstist Heerse, gestiftet vom Bischof Luthard Hi. von Pader- born und seiner Schwester Walpurgis Mitte des 9. Jahrhunderts. Sehr sehens- wert ist die Kirche, die zuerst eine flachgedeckte Säulenbasilika war; später aber ward sie gotisch umgebaut. Im Innern befinden sich vier schöne Marmoraltäre aus der Rokokozeit, die leider sehr mit Ölfarbe überkleckst find. Aus den alten noch vorhandenen Kammer- und Renteiregistern ersehen wir, daß z.b. im Jahre 1561 zum Haushalt 12 Thaler 7 Schillinge und 2 Deut, hauptsächlich für Fische, Käse, Salz und Zwiebeln, ausgegeben wurden; das andere bestritten eigner Besitz, Ökonomie und Abgaben. Das Geld hatte aber damals einen viel höhern Wert. So finden wir als Preis eines Pflugs nur 6 Schillinge und als Lohn für die Magd nur 2 Thaler. Die ganze jährliche Einnahme des Stifts betrug an bar nur 27 5 Thaler. Dagegen betrug im Jahre 1862 kurz vor Aufhebung des Stifts die Einnahme im ganzen 8366 Thaler. Über den Nethegau besitzen wir eine Spezialstudie von dem westfälischen Geschicht^chreiber Giefers, in der er nachweist, daß der älteste Anbau in Dörfern, nicht in Höfen stattgefunden, und daß davon im Laufe der Zeiten ungefähr ein Dritteil verschwand. Deutsches Land und Volk. Vi. --5
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer