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1. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 87

1883 - Leipzig : Spamer
Die Varusschlacht. 87 Soldaten vergrabenen Leichnam des- Varus gruben die rachsüchtigen Germanen wieder aus und verstümmelten ihn. Seinen abgeschnittenen Kopf übersandten sie dem Markomannenfürsten Marbod; doch dieser schickte denselben dem Kaiser Augustus, welcher ihn ehrenvoll bestattete. Florus erzählt uns, nichts sei blutiger gewesen als jenes Gemetzel in den Sümpfen und Wäldern, nichts un- erträglicher als der Hohn der Barbaren, besonders gegen die römischen Advokaten, deren Varus stets beim Heere hatte. Einigen wurden die Augen ausgestochen, andren die Hände abgehauen. Einem nähten sie. nachdem ihm die Zunge ausgerissen war, den Mund zu; die Zunge hielt ein Barbar in der Hand und rief: „Endlich, Schlange, hast du aufgehört zu zischen!" — Mehrere römische Feldzeichen und zwei Adler wurden von den Marsen erbeutet; einen dritten verbarg ein römischer Soldat unter seinem Wehrgehänge und vergrub sich damit in einen Sumpf. Sie wurden später von den Römern wieder aufgefunden. Die Gefangenen traf das Los harter Sklaverei. Viele vornehme Römer mußten, wie Seneca erzählt, bei den Germanen das Vieh hüten; manche wurden auch von den Ihrigen losgekauft. Als Siegestrophäen hingen die Deutschen mehrere erbeutete Feldzeichen der Römer in ihren heiligen Hainen den Göttern zu Ehren auf; auch fand man später die Häupter römischer Rosse auf Pfählen aufgepflanzt. Ein Teil des Heeres, namentlich die unter Vala Numonius geflohenen Reiter, scheint entkommen zu sein und sich nach der nahegelegenen Feste Aliso durchgeschlagen zu haben. Ebenso fanden dort wahrscheinlich die Weiber und Kinder Unterkunft, denen die Germanen vielleicht großmütig freien Abzug ver- stattet hatten. Die in der Feste Aliso Belagerten verteidigten sich heldenmütig, und auch der Legat Asprenas, der von Vetera aus zum Entsatz herangerückt war, rettete seine beiden Legionen vor dem Untergange. Auf die Botschaft von diesem Unglück verbreitete sich in Rom ein panischer Schrecken; man fürchtete sogar, die siegestrunkenen Germanen möchten nach Italien rücken. Doch diese, zufrieden mit der wiedererlangten Freiheit, dachten nicht daran. Augustus ließ in ganz Rom Wachen ausstellen, um Unruhen zu verhüten, und beließ der Sicherheit halber alle Statthalter in ihren Provinzen. Sneton, der römische Biograph, erzählt, der Kaiser habe sich aus Trauer monatelang Bart und Haupthaar wachsen lassen und habe bisweilen den Kopf verzweifelt gegen die Thüre gestoßen mit dem Ausruf: „Varus, Varus. gib mir meine Legionen wieder!" — Der Tag ward im Kalender als ein dies nefastus, ein Unglückstag, eingetragen. Manche Gelehrte haben ausgerechnet, daß derselbe im ersten Drittel des Monats September gewesen sei; doch während dieses ganzen Monats pflegt das Wetter in Westfalen in der Regel sehr schön und trocken zu sein. Nach der Überlieferung von einem spätern großen Siegesfest der Sachsen, in deren Bund ja die Cherusker, Brukterer, Chatten und Sigam- brer später aufgingen, scheint es Anfang Oktober gewesen zu sein. Auch über die Berechtigung des Namens Teutoburger Wald und die richtige Aufstellung des Hermannsdenkmals ist vielfach gestritten worden. So behauptete man, daß der hervorragende Berg bei Detmold, die sogenannte Grotenbnrg, im 16. Jahrhundert der Tent geheißen habe; doch neuerdings hat man ermittelt, daß dieser Name in Urkunden gar nicht vorkommt. Die Benennung eines Hofes in der Nähe „zu dem Töte" kann von einem Besitzer
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