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1. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 265

1883 - Leipzig : Spamer
Das Mansfelder Bergland. 265 verheiratete 11/2 Mark, jeder Unterbeamte 2 Mark. Bei einer solchen Feier, wie bei anderen festlichen Gelegenheiten spielen, abgesehen von Bier, unter den Genüssen des Bergmanns frische Wurst, saure Gurken und „Zweierbrötchen" eine Hauptrolle, daher denn auch zu den Vorbereitungen jener Feste in erster Linie die Abschlachtnng einer größern Anzahl von Borstentieren behufs Her- stellung von Wurst gehört. — Daß an Sonn- und Festtagen die „Fiedel" munter gestrichen und das „Tanzbein" geschwungen wird, läßt sich denken, besonders gehören im Winter Maskenbälle zu den gesuchten Vergnügungen, und aus alter Zeit haben sich auch die „Pfingsttänze" in voller Frische und Heiterkeit erhalten. In Zelten auf einem freien Platze wird am zweiten und dritten Pfiugsttage sowie zu „Kleinpfingsten" bis ties in die Nacht hinein getanzt, mag auch oft genug die Luft noch wenig sommerlich-mild sein. Das Hauptfest der Grafschaft Mansfeld ist aber der Eisleber „Wiesenmarkt", der in derselben eine so wichtige Stellung einnimmt, daß man ihn ziemlich allgemein zu Zeitbestimmungen im Laufe des Jahres benutzt. Auf mehreren großen Wiesen Eislebens, welche sich im Osten der Stadt ausbreiten, werden schon acht Tage vor diesem Markte, der in die zweite Hälfte des Monats Sep- tember fällt, gewaltige Reihen von Buden und Zelten errichtet. Unter den- selben treten mehr und mehr die Stände von Kanslenten zurück, während diejenigen von Wirten, Zuckerbäckern und Wursthändlern, Schaubuden, Karussells, Schieß- und Glücksbuden :e. zunehmen. Diese Buden erreichen bereits die Zahl von 800, und um dieselben drängt sich an den beiden Haupttagen, dem sogenannten „Wiesenmarkts-Sonntag und Montag", eine solche ungeheure Menschenmenge, daß schwachnervige Menschen den dadurch verursachten Lärm nicht lange aushalten können. Wird der Markt von gutem Wetter begünstigt, so kann die Menge, die sich gleichzeitig auf der „Wiese" tummelt, wohl auf 40 000 Menschen ver- anschlagt werden. Hunderte von Schweinen verschwinden alsdann in der Gestalt von Wurst in wenigen Stunden, und selbst die schlechtesten Biersorten finden „reißenden Absatz". In allen Bierzelten ertönt Musik, sei es auch nur die eines Leier- kastens; und da die Besitzer der Schaubuden sich in Anpreisung ihrer Sehens- Würdigkeiten die Kehlen heiser schreien, so finden dieselben, mögen sie auch noch so zweifelhafter Art sein, zahlreiche Besucher. — Mehr in gewöhnlichem Gleise bewegt sich das sonstige Vergnügen. Unter demselben nimmt die „Platz- kegelbahn" eine hervorragende Stelle ein. Nicht auf der gewöhnlichen Roll- bahn werden hier die Kegel genommen, sondern es finden sich auf einem freien Platze dieselben in größerem Zwischenräume von einander aufgestellt, und es gilt nun, mit großen Kugeln dieselben nach bestimmter Vorschrift zu „schießen". Es ist ein derbes, aber gesundes Spiel, das in der ganzen Grasschaft während des Sommers alle übrigen Spiele in den Hintergrund drängt. Als Preise werden alle möglichen Gegenstände, wie Pfeifen, Hühner, Gänse, Böcke, Würste, ausgesetzt. Wie bei diesem Spiele, offenbart der echte Mansfelder Bergmann auch sonst in seinem Thun und Treiben eine große Derbheit, die natürlich auch in Roheit übergehen kann. Die Mansfelder Mundart, in welcher der biedere Arzt Dr. Giebelhausen mehrere Bände geschrieben hat, ist dementsprechend; sie wendet unter anderm Zärtlichkeitsausdrücke an, welche anderwärts als >schimpfworte gelten. Als Beispiel für diese Mundart wollen wir aus der
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