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1. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 267

1883 - Leipzig : Spamer
Das M ans selber Bergland. Luther. 267 Denn saht ämohl, ab ihr'sch wühl wißt, Un henget de Labbe7) wie de Schoost! Wie lange daß derr giehen mißt? Dnmmührig klotzt^) 'err mich grnhß an'. Jä! wenn de Tärkeie Bei Siebork^) lehk, Was wahren^) fall, das fall ich sahn? Do senget 'rr wnhp) varleicht d'n Wähk! Wer ehrlich sich in'n Laune nehrt, Un knmmet 'err denn nu Bei die Rasse Dan iss'es Beste Theil Bascheert! Un die srahn eich nach 'en Passe; Das sahten schnne nnse Ohlen"), Geschtieht's ämohl, hatt ihr änn^) einen? Un das mißt err feste holen! Ich weiß 's schuu, ihr hatt je keinen! Gieht Heime, fahrt hebsch wedder an Ihr hatt j'eich närgend vorgesähu, Un varr'n Geschwüren^) mißt'rr sahn, Hatt 'rr än Gäld eich lohßt drnffgühn*)? He selle eich d'n Täxt rächt läsen, Sätt, merr kann's eich in'n Auen5) läsen, Ihr weer't stächraben dumm gewäsen. Ihr sitt nach dimmer wie dumm gewäsen; Ihr währt mich nu wühl Hann varschtan'n! Do schtieht 'err driening6), wie in'nschloose, Das sahte nach, un — guuk vun dann'n." Diese Ansprache, welche in höchst getreuer Weise die Mansfelder Mundart, wie sie von den Bergleuten gesprochen wird, wiedergibt, verfehlte nicht ihre Wirkung. Der ganze Haufen „kuckt sich gruhß an" und spricht: „Ja, ja! d'rr Zwark^), där hat ganz Rächt, In'n Grunne^) is 's nich su schlächt!" Man entschließt sich also, dem Rate zu folgen und in der mansfeldschen Heimat zu bleiben; damit aber noch die Nachwelt erkennen soll, daß sie recht- zeitig ihre Dummheit eingesehen haben, beschließen sie, „Daß hie die Schenke Knall un Fall Zorr Tärkeie heißen sall." Aus den urwüchsigen Worten jenes „Zwarks" tönt uns übrigens eine Sprache entgegen, die vielen von uns von Kindheit her bekannt ist, die Sprache Luthers. Nicht mit Unrecht ist gesagt worden, daß man die Derbheit des Reformators erst verstehen lerne, nachdem man mit den mansfeldschen Berg- leuten, d. h. dem alten Schlage derselben, in Berührung gekommen sei. Wenden wir uns diesem mansfeldschen Bergmannssohne von echtem Schrot und Korn nunmehr zu. Hans Luther, der Vater des Reformators, war dersohn eines Bauern, welcher in Möra, einem Dorfe zwischen Salzungen und Eisenach, ein kleines Ackergut bewirtschaftete. Hans, der sich anfangs bei dem in der Nähe seiner Heimat betriebenen Bergbau beschäftigt hatte, wanderte des reichlicheren Ver- dienstes wegen mit seiner Frau, Margareta geb. Lindemann, nach Eisleben aus, wo am 10. November 1483, nachts zwischen 11 und 12 Uhr, sein ältester Sohn Martin in einem Hause der jetzigen Doktor-Lutherstraße geboren und Tags darauf (Martini) in der St. Petrikirche zu Eisleben getauft wurde.*). Von dem Taufstein, in dem dies geschehen, findet sich noch ein Bruchstück in Benutzung. Um Johanni 1484 siedelte die Familie nach Mansfeld über und nahm hier l) Seeburg, Dorf und Schloß am kleineren der Beiden Mansfeldschen Seen. 2) Da fändet ihr wohl. 3) denn. 4) euch lassen dransgeben (als Draufgeld). 5) Augeu. 6) drehköpfig. 7) Lippe, Mund. 8) dnmmöhrig (dämlich) glotzt ihr — an. 9) werden. 10) Lande. 11) Alten. 12) Vor dem Berggeschwornen, einem höheren Bergbeamten. 13) Zwerg. 14) Im Grunde, eigentlich. *) Die frühere Sage, daß die Gebnrt Bei einem vorübergehenden Aufenthalte der Eltern zum Eisleber Markte erfolgt sei, ist widerlegt worden. Vergl. Kr um- haar, „Versuch einer Geschichte von Schloß und Stadt Mansfeld"; und von dem- selben, „Die Grafschaft Mansfeld im Reformationszeitalter."
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