1883 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Klöden, Gustav Adolph von, Vogel, Hermann
- Hrsg.: Gebauer, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Bergakademie zu Freiberg und deren Sammlungen. 153
Werners schöpferischer Geist und seine begeisternden Vorlesungen bewirkten
es, daß schon nach den ersten zwei Jahrzehnten ihres Bestehens der Ruf der
Bergakademie sich in den weitesten Kreisen verbreitet hatte. Aus deu fernsten
Gegenden eilten die wissensdurstigen Bergbeflissenen nach Freiberg, und gar
manche berühmte Namen finden wir unter den Studierenden. Einfache In-
schristen auf Tafeln kennzeichnen die Häuser, in denen die Träger dieser Namen
wohnten. Leopold von Buch besuchte die Akademie 1790—1793, Alexander
von Humboldt 1791 — 1792, Theodor Körner 1808 —1810, Friedrich
Freiherr von Hardenberg (Novalis) 1797, Gotthilf Heinrich von Schubert
1805 — 1806.
Die großen Anstrengungen, die sich Werner besonders in den ersten Jahren
seiner Wirksamkeit an der Bergakademie zumutete, legten den Grund zu seiner
späteren Kränklichkeit. 1817 erkrankte er und suchte Hilfe in Dresden; aber
er kehrte nicht wieder zurück, sondern starb dort am 30. Juni. Er wurde in
Freiberg auf dem Domkirchhofe begraben; eine Steinplatte mit feinem Namen
auf dem Wege zur Goldenen Pforte bezeichnet die Stelle seines Grabes, und
an der Außenseite des Kreuzganges ist ihm durch schwesterliche Liebe ein ein-
sacher Denkstein gewidmet worden. Ein andres Denkmal ist ihm 1850 in den
Anlagen am Kreuzteiche unweit des Schlosses errichtet worden, das auf einem
schönen Postamente die Büste Werners von E. Rietschel trägt.
Was Werner in der Mineralogie, Geognosie und Bergbankuude für die
Bergakademie war, das war Johann Friedrich Lempe 1783 —1801 in den
mathematischen und physikalischen Wissenschaften. — Auch in der ferneren Ge-
schichte der Akademie treffen wir auf Männer, die ihre Wissenschaft wesentlich
vorwärts brachten oder die Technik durch Erfindungen förderten; die Akademie
steht so in inniger Verknüpfung mit der Entwickelung nnsrer modernen Kultur.
A. W. Lampadius trug hier 1795 zum erstenmal die Chemie nach den Grund-
sähen von Lavoisier vor, begründete im Jahre 1796 die Hüttenkunde wissen-
schaftlich, entdeckte in demselben Jahre den Schwefelkohlenstoff und machte nicht
bloß zuerst auf die Benutzung des Steinkohlengases zur Beleuchtung aufmerksam,
sondern führte auch bereits 1816 im ehemaligen Amalgamierwerk zu Halsbrücke
die erste Gasbeleuchtung auf dem Kontinente ein. Als Mineralogen und Geologen
sind August Breithaupt, Karl Naumann und Bernhard von Cotta
weit über die engeren Fachkreise hinaus bekannt geworden; Julius Weisbach
und C. A. Junge vervollkommneten die Markscheidekunst; Ferdinand Reich
stellte Fallversuche an und bestimmte die mittlere Dichtigkeit der Erde.
Für ein Institut, wie die Bergakademie, sind Sammlungen von der
höchsten Bedeutung, und damit ist sie auch in reichstem Maße versehen. Sie
enthalten alles, was mit dem Berg- und Hüttenwesen in Verbindung steht.
Eine starke Bibliothek umfaßt in möglichster Vollständigkeit die darauf bezüg-
Ucheu Werke. Mathematische, physikalische und chemische Apparate, ferner
Apparate für die Markscheidekunst, für Hüttenkunde und Probierkunst und eine
Münzsammlung dienen den verschiedenen Zweigen des Unterrichts. Den Laien
interessieren am meisten die Modellsammlung und die Mineraliensammlungen.
In ersterer kann er sich entweder vor dem Besuche der Silbergruben und
Hüttenwerke auf denselben vorbereiten oder nachher noch einmal in bequemer
Weise das Gesehene sich vergegenwärtigen. Die Einrichtung des Schachtes in