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1. Bilder aus dem sächsischen Berglande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale - S. 172

1883 - Leipzig : Spamer
172 Die Bergwerke des Erzgebirges. trifft, so kann er dennoch nicht ans ein hohes Alter rechnen. So sehr auch in den Gruben für Beseitigung der schlechten Wetter gesorgt wird, so bleibt es doch immer Grubenluft, was er atmet, und sie ist obendrein noch verschlechtert durch Lampendunst, Bohrmehlstaub und Pulverdampf. Durch die lange Ent- behrung des Sonnenlichtes, den häufigen grellen Wechsel der Temperatur beim Ein- und Ausfahren, die nahe Berührung mit dem tropfenden Gestein und die große Anstrengung bei magerer Kost muß die Gesundheit leiden. Daher ist selbst der junge, vollkrästige Mann hager und blaß, in späteren Jahren ist das Gesicht beinahe fahl und von tiefen Furchen durchzogen. Dem Hüttenmann geht es nicht besser als dem Bergmanne. In den vierziger oder fünfziger Jahren erwartet sie meist die Berg- oder Hüttenkatze, auszehrende Krankheiten, welche sie bald wegraffen. Greise Knappen sind selten. Man sollte meinen, ein so beschwerlicher und gefährlicher Berns müßte die Leute zurückschrecken, zumal bei dem geringen Lohne, der kaum hinreicht, die unentbehrlichsten Bedürfnisse zu bestreiten. Und doch hat es dem erz- gebirgischen Bergbau nie an Arbeitern gefehlt! Ein Hauptgrund für diese Er- scheinung ist die von Geschlecht zu Geschlecht sich fortpflanzende Gewohnheit. „Zu keiner Beschäftigung fühlt sich das Volk mehr hingezogen, als zu einer solchen, die den natürlichen Bedingungen der Ortlichkeit gemäß entstanden ist, und die zumal eine rühmliche Geschichte hinter sich hat. An der Meeresküste ist es selbst- verständlich, daß der Sohn eines Seemanns Matrose wird; er tritt, sollten auch Vater und Großvater zur See umgekommen sein, sorglos und wohlgemut den Gefahren des Meeres entgegen. So dünkt es auch dem Bergmannskinde ganz selbstverständlich und in der Ordnung, daß es den väterlichen Beruf er- greife." Es entsteht so ein erblicher Berufsgeist, der durch die straffe Manns- zucht, durch die Jahrhunderte alte Knappschaftsverfaffung, durch das Bewußtsein, einer großen und in aller Welt rühmlich bekannten Körperschaft anzugehören, und das dadurch genährte Ehrgefühl erhalten und gefördert wird. So gering der Verdienst ist, so ist er doch zu allen Zeiten sicher; der Bergmann ist nicht, wie der industrielle Arbeiter des Erzgebirges, iu seinem Erwerbe fortwährenden Schwankungen unterworfen. Er weiß auch, daß zu Zeiten der Teurung durch allerhand wohlthätige Einrichtungen für ihn gesorgt, daß er auf Kosten seiner Zeche verpflegt und geheilt wird und auch ein Wartegeld fortgenießt, wenn er verunglückt, und daß er endlich, wenn er „bergfertig", d. h. vor Alter und Krankheit zur Arbeit unfähig ist. ein Gnadengeld bekommt, von dem selbst seinen Hinterlassenen etwas bleibt. Daher ist er mit Treue seinem Berufe zu- gethan, daher find immer aufs neue junge Kräfte bereit, die Lücken auszufüllen, welche der Lauf der Dinge oder der jähe Zufall in der sestgeschlossenen Gemein- schast hervorrufen. Zn den Mulden- und Halsbrückener Hütten. Ehe die Eisenbahn von Dresden nach Freiberg letztere Stadt erreicht, überschreitet sie auf einem hohen Viadukte das Thal der östlichen Mulde. Schon eine ziemliche Strecke vorher erblickt man vom Zuge aus auch am heitersten Tage vor sich im Westen eine dunkle Wolke, die man sehr bald als aus Rauch bestehend erkennt, ohne daß man die Essen zu entdecken vermag, welchen derselbe entflieht. Das Rätsel löst sich, wenn sich der Zug dem Thalrande nähert und bald darauf den Viadukt
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