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1. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 126

1885 - Leipzig : Spamer
126 Bremen und die Wesermündung. ansehnlichem Tribut, wozu jeder Bauer nach seinem Vermögen beitragen mußte, und erbaute, um sich die Früchte des Sieges für immer zu sichern, beim Dorfe Weddewarden eine Feste, der „Morgenstern" genannt. Doch nicht lange duldeten die freiheitsliebenden Friesen das Joch. Sie erklärten bereits nach Jahresfrist dem Erzbifchofe, daß sie von Anfang der Welt freie Republikaner feien und es bleiben wollen. Da schickte der Erzbischos Gesandte, die sie inständigst ermahnen sollten; doch die erbitterten Wurster er- schlugen sie. Da schwor der Erzbischos ihnen furchtbare Rache und rüstete ein bedeutendes Heer. — Die Wurster, noch nicht völlig wieder erstarkt, wandten sich an den milden Herzog Magnus von Lauenburg, der den benachbarten Hadelern seine Oberherrschaft durchaus nicht fühlen ließ, und erklärten ihm, daß sie sich unter seinen Schutz begeben wollten, solange er ihre innere Ver- sassnng, ihre Freiheiten und Rechte nicht antaste. Dem Herzog Magnus kam dieser Antrag sehr erwünscht. Er rüstete so- fort und kam mit einem ansehnlichen Heere und mit vier Schiffen voll Geschütz und Munition im Lande Wursten an. Jubelnd empfing man ihn. Auf einer großen Landesversammlung schworen ihm alle Wurster den Eid der Treue und erstürmten kurz darauf unter feinen Fahnen die verhaßte Zwingburg bei Wedde- Warden, die sie dem Erdboden gleich machten. Alsdann drangen sie in das Erzstist selbst und nahmen am Eigentum des Erzbifchofs Rache für früher er- littene Schmach. Leider konnte Herzog Magnus den Wurstern keinen nach- haltigen Beistand leisten, da er durch Eifersucht benachbarter Fürsten, die eine Erweiterung seiner Herrschaft nicht dulden wollten, daran verhindert wurde und seine Scharen aus Wursten zurückziehen mußte. Der Erzbischos hatte indessen 8000 Mann Fußvolk und 500 Reiter an- geworben, und diese fielen im Jahre 1526 wieder plötzlich ins Land ein. Wiederum wehrten sich die Bauern verzweislungsvoll, erlagen aber bald dieser bewaffneten Übermacht. Über 1000 von ihnen wurden erschlagen, die andern flohen ins Land Hadeln, und das erzbischöfliche Heer begann ungehindert die entsetzlichste Verwüstung des eroberten Gebietes. — Das war eine grausige Niederlage, die jedes Volk auf immer gebeugt hätte — nur keine Friesen. Kaum vier Jahre später waren die Wurster schon wieder in vollem Auf- stände und bereit, das geistliche Joch abzuwerfen, und wiederum kam es zu einem für die Wurster unglücklichen Kampfe, und wiederum besetzten die Erz- bischöflichen das Land, diesmal aber nur, um die Steuern einzutreiben, nicht um es zu verheeren. Gegen die Mitte des 16. Jahrhuuderts endlich neigte sich die Macht der bremischen Erzbischöfe mit raschen Schritten ihrem Untergange zu, und auch die Wurster mochten des ewigen Kämpfens müde sein und sich nach Ruhe sehnen. So kam es, namentlich durch die Vermittelung der bremischen Ritter- schaft, zum gegenseitigen Vertrage. Die Wurster zahlten billige Steuern, und der Erzbischos ließ ihnen dafür ihre Rechte, ihre innere Verfassung und ihr lutherisches Bekenntnis ungekränkt. Im letzten Jahrhundert des Erzstiftes war ungestörter Friede im Lande, worauf es nach der 1648 erfolgten Säkulari- sierung desselben als ein Teil des Herzogtums Bremen mit diesem an Schweden siel, dann 1712 von Dänemark erobert ward und endlich 1715 vom letzteren gegen Übereinkunft an das Haus Hannover abgetreten wurde.
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