1885 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Stadland und Butjadingen. 135
Häuptlinge zu Golzwarden und Blexen ohne Kampf. Alle übrigen aber ver-
banden sich nur um so inniger, bereit, des Landes Freiheit bis auf den letzten
Blutstropfen zu schirmen.
Nachdem Edo seinen Rachedurst an Hajo gelöscht hatte, mochte doch wohl
ein Scham- und Reuegefühl ihn überkommen sein, ein Bündnis mit den Feinden
des Landes eingegangen zu sein; denn bald darauf zog er sich von ihnen zurück.
Diese aber beschlossen nichtsdestoweniger, mit einem Schlage die Macht und
und Freiheit der sriesischen Weserrepubliken zu vernichten. Zu dem Zwecke
schlössen sie ein Bündnis mit dem Grafen Moritz Iii. von Oldenburg. Die
Aussicht auf reiche Beute zog bald von allen Seiten eine Menge Streitlustiger
herbei und nach kurzer Zeit konnte ein 6000 Mann starkes Heer an der
friesischen Küste landen. Vor solcher Macht sahen sich die Rustringer genötigt,
sich bis auf die äußerste Spitze des Landes, Langwarden, zurückzuziehen, Die
Verbündeten folgten plündernd und sengend. Eine überaus reiche Beute an
Vieh fiel ihnen zu. Der Häuptling von Langwarden, Dedo Onneken, unterwarf
sich, das Nutzlose eines Kampfes einsehend. — Die Bremer drangen nun auf
eifrige Verfolgung des Sieges; doch Graf Moritz und die bremische Ritterschaft,
denen es zumeist auf die Beute ankam, trennten sich von ihnen und zogen heim.
Die Bremer, plötzlich geschwächt, mußten ihnen folgen und dem Lande seine alte
Unabhängigkeit belassen.
Doch nur ein Jahr lang sollte sich das Land der Ruhe erfreuen, denn
bereits 1401 unternahmen die Bremer einen zweiten Zug gegen Rnstringen
und drangen siegreich vor. Um nun dauernd sich die Herrschaft Hierselbst zu
sichern, errichteten sie bei Atens eine Feste, die „Friedeburg", umzogen mit an-
sehnlichen doppelten Gräben und Wällen. Dies lief aber den Verträgen mit
den oldenburgischen Grafen stracks zuwider; diese sandten den Bremern einen
Fehdebries und demselben folgte bald ein ansehnliches Heer. Doch die Bremer,
verstärkt durch den Grafen von Diepholz, drangen ins Moorriem ein und
nahmen den Grafen Christian von Oldenburg gefangen. Erst gegen ein be-
deutendes Lösegeld und Verpfändung des Landes Wührden erhielt der Graf
seine Freiheit wieder, nachdem er noch nebst seinen zwei Brüdern hatte ver-
sprechen müssen, den Bau der Burg nicht zu hindern, den Bremern freie
Fischerei in der Hunte zu gewähren, „sich gestrandeter Sachen nicht zu über-
winden", nie eine Feste an der Weser zu bauen und endlich sogar den Bremern
gegen die Rustringer sofort beizustehen, wenn sie es verlangten.
Damit war für lange Zeit die Macht und der Einfluß der oldenburgischen
Grafen und der Marschen gebrochen, die „Friedeburg" wurde stärker als je
gemacht, und die Einwohner mußten schwören, nie wieder sich Anführer zu
wählen. — So herrschte scheinbar die größte Ruhe im Lande, aber tief in
vieler Herzen glühte eine stille Wut über die Schmach des bremischen Joches.
Zehn Jahre glimmte der Funke, da sollte er zu heller Flamme hervor-
brechen. Mehrere Häuptlinge hatten sich verbunden, das verhaßte Joch ab-
zuschütteln. Mit der Überrumpelung der verhaßten Zwingfeste wollte man
beginnen, das sollte zugleich das Zeichen zur Erhebung des ganzen Landes sein.
Alles war vorbereitet. Ein jeder harrte auf die Botschaft von der genommenen
Feste, um die Waffen zu ergreifen. Doch es follte anders kommen. In der
Nacht vom 4. auf den 5. Oktober des Jahres 1413 nahte sich eine kleine