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1. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 174

1885 - Leipzig : Spamer
174 Die Westfriesischen Inseln. ist die Zimmerdecke aus Brettern gefugt und dunkel angestrichen. Statt der Bettstellen finden wir die „Kojen" — Schlafstellen in der Wand — die am Tage durch Gardinen verhängt sind. Vor dem Hause hat man gewöhnlich einen kleinen Garten mit einigen Vertretern der Kinder Floras, als Malven, Georginen und Reseda. — Die Häuser findet man häufig mit Resten von ge- strandeten Schiffen dekoriert; über der Thür befindet sich vielleicht das Namen- brett eines gestrandeten Schiffes, welches ans Land gespült wurde, während vor dem Hause verrostete Böller oder aus Schiffsplanken und Rippen gezimmerte kleine Buden und Ställe stehen. Die Kirche, welche unter dem Wandel des Terrains bereits mehrere Male ihre Stelle hat wechseln müssen, entbehrt jeden Schmuckes. Den Glockenturm muß ein hölzernes Gerüst ersetzen. Rings um die Kirche liegt der Friedhof der Jnister. An manchem Kreuz oder Pfahl liest man: „Unbekannter, wurde — dann und dann — angetrieben." Die Bewohner von Juist, ebenfalls echte Friesen mit rauhem Äußeren, wettergebräuntem Gesicht und klarem Auge, sind gegen Fremde anfangs etwas wortkarg, jedoch sobald sie wissen, mit wem sie es zu thuu haben, desto zuvor- kommender und freundlicher. Selten wird nachts eine Hausthür verschlossen, da man Diebstahl und Betrug nicht kennt, ebensowenig Betteln. — Die Männer, in der Jugend meist Matrosen und später Fischer und besonders ge- rühmte Robbenjäger, kehren, soweit sie im Sommer auswärts thätig waren, aus Liebe zur Heimat gern im Herbste heim. Lorkum. Unter den Inseln, welche der ostfriesischen Küste als Bollwerk gegen die Angriffe der Nordsee vorgelagert sind, nimmt Borkum wegen seiner Größe und Bodenbeschaffenheit den ersten Platz ein. Trotzdem war es den Bewohnern des inneren Deutschlands fast noch vollständig unbekannt, als dem benachbarten Norderney schon Scharen von Badegästen zuströmten. Die Mangel- hafte Verbindung mit dem Festlande, die nur durch ein schwaches Fährschiff vermittelt wurde, mußte jeden Fremden von dem Besuch der Insel zurück- schrecken. Dies wurde anders, als am 23. Juni 1856 die Eisenbahn von Rheine nach Emden eröffnet wurde. Jetzt sollte auch Borkum, das bis dahin nur von einigen mit den Launen der See vertrauten Emdener Familien als Badeort benutzt worden war, in die Reihe der deutschen Seebäder eintreten. Die Emsdampfer fingen an, ihre Fahrten auf Borkum auszudehnen, und damit begann für die Jnfel ein neues Leben. Die anfangs sehr billigen Preise des neuen Seebades übten im Verein mit der^ von der Natur gebotenen Vorzügen der Insel eine große Anziehung aus, so daß das Bad in den letzten Jahren einen bedeutenden Aufschwung genommen hat. Die bei günstigem Wetter in fünf Stunden von Emden zu erreichende Insel, das „Burchana" oder „Burchanis" der Römer, nahm früher einen größeren Flächenraum ein, und es ist höchst wahrscheinlich, daß sie nicht nur mit der Insel Juist ehemals ein Ganzes bildete, sondern auch sich nach Westen weithin ausgebreitet hat. Gegenwärtig läßt sich ihre Länge in ungefähr 3—4 Stunden, die Breite in einer Stunde abschreiten. Sie zerfällt naturgemäß in ein Ostland und Westland. Beide Teile, Ost- und Westland, sind an drei Seiten von einer schützenden Dünenkette umgeben, nur an der Ostseite, wo ein Angriff
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