1885 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Vom Walsischsange. 261
Die Zahl der lebenden Crinoiden hat sich aber nach und nach bedeutend
vermehrt. Neben dem stiellosen und wenig bekannten Holopus aus den ameri-
kanischen Meeren kam 1364 der von dem jungen Sars entdeckte Wurzelhaar-
steru (Rhizocriiius Loffotensis) hinzu, der seine nächsten Verwandten nur in
der Kreidezeit hat. Viele neue Formen von Pentacriiius tauchten unter an-
dern: im Golf von Biscaya und im indischen Archipel auf.
Was die Korallen der Tiessee betrifft, so schließen sich dieselben vor-
wiegend an die tertiären Gattungen an. Auch die auf dem tiefen Meeresgrunde
lebenden Schwämme haben einen geologisch-alten Charakter und finden ihre
Verwandten nur in der Kreide.
Für das Problem der organischen Entwickelung sind diese alten Gestalten
mächtige und beweiskräftige Zeugen. Sie erzählen uns in ihrer stummen, aber
eindringlichen Sprache von der Kontinuität des Lebens auf dem Erdball und
regen uns an, über die Herkunft der ersten empfindenden Faser nachzudenken.
Indessen sind wir weit davon entfernt, nur irgend eine positive Ansicht über
den Ursprung des Lebens aufstellen zu können. Selbst Darwin war der Mei-
nnng, daß die Kräfte des Menfchen hierzu nicht ausreichten.
Vom Walfischfange. Wenn auch die Art und Weise des Walfischfanges
ziemlich allgemein bekannt ist, so kann man anderseits wohl voraussetzen, daß
die Geschichte desselben noch nicht Gemeingut aller geworden ist, namentlich da
erst die zahlreichen Unfälle, welche in neuerer Zeit die Walfischfänger betrafen,
Veranlassung zu ausführlicheren Bearbeitungen jener Geschichte gegeben haben.
Es dürfte daher eine Skizzierung derselben nicht uninteresfant sein.
Ob die Biscayer oder die Normänner die ersten gewesen, welche den Wal-
fischsang systematisch und in ausgedehnterem Maßstabe betrieben haben, ist un-
gewiß; nur so viel ist sicher, daß die Art des Fanges und die dabei gebrauchten
Werkzeuge noch dieselben sind, wie sie bei den Biscayern des 15. Jahrhunderts
üblich waren. Gegen das Ende des 16. Jahrhunderts wagten sich diese bis
nach Island hinauf, wo die dort angesiedelten Norweger gemeinschaftliche Sache
mit ihnen machten, so daß ihre Flotte bald 50—60 Segel zählte.
Kurz nach der Entdeckung von Amerika machten die Engländer und
Holländer viele unglückliche Versuche, durch eine nordöstliche Fahrt nach Indien
zu gelangen, und trafen dabei in den nördlichen Meeren eine ungeheure Anzahl
Walfische an, welche, seit Jahrhunderten hier ungestört, ganz furchtlos und ziem-
lich träge waren. Die Seefahrer benutzten nun diese Gelegenheit, um, wenn
auch nicht die köstlichen Gewürze Indiens, doch wenigstens etwas Preiswürdiges
nach Hause zu bringen. Was anfänglich nur Nebensache gewesen, wurde bald
Hauptzweck: die kühnen Hoffnungen der entdeckungssüchtigen Seefahrer gingen
unter in der schweren Arbeit des Walfischfanges.
Indes scheint es, als ob vor dem 17. Jahrhundert die ganze Sache für
den Handel nicht besonders wichtig gewesen sei, indem die erste, ausschließlich
für den Walfischfang bestimmte Fahrt erst im Jahre 1610 von den Engländern
unternommen wurde. In Amsterdam und London bildeten sich Kompanien,
welche bald zahlreiche Flotten nach Spitzbergen sandten; allein, da nun auch
andre Nationen Europas daran teilnehmen wollten (um 1614) und man sich
gegenseitig das Recht auf diesen Seestrich streitig machte, so wurden die Fahrten