1885 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Tod des Kurfürsten Moritz in der Schlacht bei Sievershausen. 291
Söhne, eingebüßt hatte. Die letzten Strahlen der Sonne röteten das blutige
Gefilde. Nur vier Stunden hatte der Kampf gedauert, aber „es ist eine so
ernste Schlacht gewesen, dergleichen nicht viele Kriegsleute gedenken. Da war
ein solch Alarm mit Drommetenblasen und Heerpauken, auch mit dem Geschrei
der Roß und des Kriegsvolks, das unaussprechlich ist; da höret man das Ge-
schütz von fernen durcheinander grummen, brummen und donnern, als ob große
Donnerwetter gegeneinander gingen, und war eine solche große Schlacht und
solch ein heftiges Treffen, dergleichen in langen Jahren nicht viel gehöret wor-
den, denn sie setzeten sehr grimmiglich ineinander." Fast alle Obersten und
Befehlshaber, viele markgräflichen Ritter waren entweder gefallen oder ge-
fangen genommen. Die Zahl der Toten betrug über 4000 Mann. Vier
Fürsten, neun Grafen und nahe an 300 Ritter lagen auf beiden Seiten er-
schlagen. Fast keine Familie des braunschweigischen Adels war vom Tode
verschont geblieben.
Auf der Seite des Markgrafen waren auf dem Schlachtfelde gefallen:
Levin von Hodenberg, Geifo von Mandelsloh, Franz von Meding, Paul
von Bodenteich, fünf Brüder von Alten, Levin von Hohnhorst, Erich von
Grubenhagen, Anton von Bortfeld, welcher sich in sein Fähnlein gewickelt hatte
und darin erstochen wurde, u. a. m. Auf der Seite Heinrichs von Braun-
schweig blieben: Johann von der Streithorst, Balthasar Stechau, Großvogt
von Wolfenbüttel, Graf Philipp von Beichlingen, der letzte feines Geschlechts,
Hennig Grote, Johann und Jost von Münchhausen u. s. w. 13 Reiterbanner,
53 Fahnen der Landsknechte und über 4000 Fußgänger gerieten in die Hände
der Sieger. Markgraf Albrecht selbst rettete sich und einen mit Geld beladenen
Wagen nach Neustadt, der Feste Erichs des Jüngern.
Währenddem lag Kurfürst Moritz in seinem Zelte auf dem Schmerzens-
lager. Anfangs hatte man Hoffnung, den Verwundeten zu retten; doch bald
stellten sich die heftigsten Schmerzen ein. Moritz selbst hoffte nur kurze Zeit
auf Genesung, dann wünschte er zu sterben und bat, „der liebe Gott wolle ihn
selig hinnehmen und nicht länger verziehen." Er ließ sich das Abendmahl
reichen und traf Bestimmungen, wie es mit der Nachfolge in seinen Landen,
mit seiner Witwe und seinem einzigen Töchterchen gehalten werden sollte. Als
die Sonne des zweiten Tages nach der Verwundung aufgegangen war, ließ
sich Moritz wieder aus dem Bett heben und ruhte auf einem Sessel. Plötzlich
verlangte er zu liegen, hob die Hände zum Himmel und sprach mit matter
Stimme: „Allmächtiger Gott, ich bitte dich, du wollest mir um Christi willen
alle Sünden, die ich wider dich oder die Menschen gethan, vergeben und verzeihen;
ich vergebe allen meinen Feinden von Grund meines Herzens und gänzlich."
Während man beschäftigt war, ihn aufs Bett zu bringen, sprach er: „Gott
wird kommen" und war verschieden. So starb Moritz am 11. Juli 1553
morgens kurz nach 8 Uhr, in der Blüte seines Lebens, nach kaum zurückgelegtem
32. Lebensjahr, ein Fürst, der während der kurzen Regentenlaufbahn, welche
ihm angewiesen war, welthistorische Bedeutung sich zu verschaffen gewußt hatte.
Mit Philipp und Viktor von Braunschweig, mit Friedrich von Lüneburg teilte
Moritz, der Leiter der Schlacht, das edle Los, in voller Kraft ritterlich zu
sterben, für eine gute Sache, umgeben von den Zeichen des Sieges. Aus dem
Lager bei Sievershausen ließ Heinrich die Leichen Philipps und Viktors nach
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