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1. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 358

1885 - Leipzig : Spamer
358 Die Ebene der Oker. einem inmitten der Stadt gelegenen, vom Abte des nahen lutherisch gewordenen Klosters Marienthal dazu geschenkten Platze in Eile errichtet, alle erforderlichen Gesetze verfaßt, berühmte Professoren aller Fakultäten gewonnen und die Er- öffnnng der vom Kaiser Schola Julia genannten Anstalt auf den 15. Oktober 1576 durch öffentlichen Anschlag bestimmt worden, begab sich Julius, gefolgt von seinen Söhnen, vielen Fürsten, worunter die Grafen von der Lippe, von Reinstein und von Mansfeld, den Prälaten, der ganzen Ritterschaft und den Abgeordneten der Städte „unter Vortritt von 14 Trompetern und vier Heerpaukern, im feierlichen buntprächtigen Zuge mit 500 Pferden am 14. Oktober nach Helmstedt, wo er bei herrlichem Wetter nachmittags 3 Uhr unter dem An- dränge großer Volksmassen vom Professor der Theologie, Timotheus Kirchner, mit einer lateinischen Rede empfangen wurde, deren Beantwortung des Herzogs ehemaliger Kanzler, der hochberühmte Jurist Joachim Muusinger von Fruudeck, übernahm." „Glänzend beleuchtete am folgenden Morgen die Sonne vom wolkenlosen Himmel einen Festzug durch die blumengeschmückten Gassen zur St. Stephanikirche, wie die Stadt einen zweiten von gleicher Bedeutung nie gesehen. Dem schmetternden Musikkorps folgten in vorgeschriebener Ordnung der Landesherr mit seinen Prinzen, darunter sein demnächstiger Nachfolger, Heinrich Julius, postulierter Bischof von Halberstadt, als vom Kaiser ernannter Rector perpetuus Academiae Juliae in schwarzem „bischöflichen Habit", die Grafen, die Landstände, die Gesandten des Stifts Halberstadt, die Hofbeamten, alsdann sechs „wohlgeschmückte" Edelknaben, welche die kaiserlichen Privilegien und Herzogs Julius Stistungs- und Schenkungsurkunde, auf rotsamtnen Pol- stern liegend, ferner zwei schwere silberne und vergoldete Universitätszepter, die Bibel, das Corpus doctrinae Julium, die Universitätsstatuten, den purpurnen Rektormantel und die Siegel der Universität sowie der einzelnen Fakultäten trugen. Diese Siegel waren vom Kaiser Maximilian folgendermaßen bestimmt: Das Universitätswappen zeigte Simson, des Löwen Rachen aufreißend, über ihm einen Stern und hinter ihm die Sonne, mit dem Wahlspruche: Ex forti dulcedo.*) Die theologische Fakultät führte die Dreieinigkeit, Gott Vater mit dem Sohne auf einem Stuhle sitzend, darüber den heiligen Geist in Taubengestalt zwischen Sonne und Mond schwebend und den Wahlspruch: Hie est filius meus, hunc audite! im Siegel. Die Juristen hatten einen ein Zepter haltenden roten Löwen mit demspruche: Vae vobis, si dicitis bonum malum et malum bonum, die Mediziner einen gekrönten Ochsen unter einem Sterne nebst der Sentenz: Altissimus de terra creavit medicinam, die Philosophen — facultas artium — aber auf einem Grunde von Rosenblättern einen den Merkurstab haltenden Löwen mit dem Spruche: Yestigium Sajüentiae erhalten. Das Wappen des akademischen Ge- richts endlich zeigte zwischen Sonne und Mond und unter einem Sterne einen Mann auf dem Richterstuhle, Schwert und Wagschale haltend, mit dem Wahl- spruch: Erudimini, qui judicatis terram. „Im Chor in der Kirchen" — sagt Julius' Zeitgenosse Algermann in *) Von diesem Wappen wird eine der vielen Deutungen der Bezeichnung „Philister" für alle „dem Simson nicht folgenden Menschen" abgeleitet.
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