1885 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Köppen, Fedor von, Lehmann, F. W. Otto, Klöden, Gustav Adolf von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
374 Die Ebene der Oker.
Ader von boshafter Tücke hin, die durch den ganzen Charakter Eulenspiegels
durchläuft, in welchem man den der deutschen Bauern wiedererkennt. Daher
das Massive, Ungeschlachte, für die höheren Stände Unflätige des Witzes, der
nur gar zu gern in körperliche Efflnvien sich ergießt, obgleich niemals in das
eigentlich Obseöne sich verliert. Gerade weil nnsre einseitige Kultur uns nach
und nach auf eine alberne Ziererei hingetrieben hat, welche die Natur verleugnen
will und sich der Wohlthaten schämt, die sie von ihr empfängt, weil sich alles
gerade eben nicht mit eleganter Sauberkeit abthuu läßt; für diese aber ist Eulen-
spiegel eine sehr gute Gegenwucht und eine ironierende Apostrophe der Ver-
achteten an die Hosfärtigen, die gegen sie fremd und vornehm thuu, damit sie
sich erinnern, daß sie auch aus Fleisch und Bein gemacht sind und der Erde an-
gehören. Nicht immer aber verweilt auch der Witz des Buches auf jener unteren
Stufe, er erhebt sich häufig genug in die höhere Sphäre des reineren Scherzes.
Es scheint auch nicht, daß der Name etwas andres bedeute, als wie er in
dem Volksbuche selbst erläutert wird, wenn es erzählt, daß Eulenspiegels Ge-
wohnheit gewesen sei, über die Thür eines Hauses, wo er einen Schalksstreich
„ verübte, eine Eule und einen Spiegel mit der Überschrift „Hic fuit', zu malen.
Die Bedeutung des Spiegels ist hier in der im Mittelalter gebräuchlichen zu
nehmen, in der eines Lehrbuches oder Vorbildes. Ungewisser kann man über
den Charakter sein, welcher durch die Eule ausgedrückt werden soll, als deren
Vorbild unser Bauernsohn Till erscheint. Görres erklärt den allegorischen
Stamm für richtig gewählt und bezeichnet die Eule als bösartig, katzeumäßig,
schadenfroh, fratzenhaft, glühäugig u. s. w. Alle hier angedeuteten moralischen
Eigenschaften scheinen aber der Eule nie zugeschrieben zu sein.
r~
Die Brunonia-Quadriga auf dem herzoglichen Residenzschloß zu Braunschweig.