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1. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 437

1885 - Leipzig : Spamer
Hannovers berühmte Männer. 437 um Gewährleistung seiner Stellung; die Antworten waren aber nicht entschei- dend. Während dessen wurde ihm von seiten der preußischen Regierung der Antrag gemacht, die Leitung des Berliner Nationaltheaters zu übernehmen; auch dies meldete er Dalberg, indem er zugleich in denselben drang, bis zum 10. November ihm festen Bescheid zukommen zu lassen. Als dieser ausblieb, durste Jssland nicht länger zögern, zumal da die Anerbietungen, die man ihm machte, ungemein glänzend waren; denn es wurde ihm nicht nur ein Gehalt von 3000 und eine Pension von 1200 Thalern zugesichert, sondern es sollten auch seine Schulden aus der königlichen Kasse bezahlt werden. Er erklärte daher am 14. November seine Bereitwilligkeit, das ihm zugedachte Amt anzu- treten. Nun erst, am 16. November, erhielt er ein Schreiben von Dalberg, worin dieser ihm die gewünschten Aufklärungen gab und zugleich vorteilhaftere Bedingungen anbot. Natürlich konnte er jetzt nicht mehr zurücktreten, wenn er auch gewollt hätte, und er verdiente die Vorwürfe nicht, die sein früherer Vor- gesetzter ihm wegen Annahme des neuen Engagements machte. Seiner neuen Stelle stand er mit nicht weniger Umsicht vor als der früheren. Er besonders war es, der nicht nur als Direktor, sondern auch als Schauspieler die Berliner Bühne zu hohem Ansehen brachte und ihr einen Glanz verlieh, dessen sie sich vor ihm nicht rühmen durfte. Trotzdem hatte er auch in Berlin viel von Neidern und Feinden zu leiden. Unter den Beschuldigungen, mit welchen man ihn von ihrer Seite überhäufte, mag wohl diejenige noch die ge- rechteste sein, daß er zum Nachteile des Publikums zuweilen jüngere, unbe- deutendere Talente mehr als billig begünstigte. Die übrigen Anklagen gegen ihn waren teils gänzlich unbegründet, teils übertrieben. Im Jahre 1806 wiederholten sich in Berlin die Erlebnisse von Mannheim. Der König hörte nach der unglücklichen Schlacht bei Jena auf, das Theater zu unterstützen; die Franzosen rückten in die Hauptstadt Preußens ein, alles war in größter Verwirrung. Die Deutschen verlangten Stücke zu sehen, welche ihrer patriotischen Stimmung entsprachen, und doch durfte man aus Furcht, die übermächtigen Feinde zu erbittern, es nicht wagen, jene Forderungen zu ge- währen. Es gehörte in der That nicht wenig Besonnenheit und Vorsicht dazu, auf keiner Seite Anstoß zu geben und dabei doch das Interesse des Theaters nicht zu vernachlässigen. Jssland verfuhr mit der größten Klugheit und ver- hinderte so jede Störung. Nach geschlossenem Frieden gewann alles so ziemlich wieder seine vorige, ruhige Gestalt. Zur Belohnung seiner guten Dienste und in Anerkennung seiner gediegenen Kunstleistungen wurde Jsfland im Jahre 1811 vom König zum Generaldirektor aller königlichen Schauspiele und zum Ritter des roten Adlerordens dritter Klasse ernannt. Die mannigfaltigen und oft sehr drückenden Geschäfte hatten jedoch seine Gesundheit bedeutend geschwächt. Nachdem er noch 1811, 1812 und 1813 mehrere Kunstreisen gemacht hatte und unter andern in Hamburg, Mannheim, Breslau und Karlsruhe — ein ihm hier angebotenes Engagement lehnte er ab — aufgetreten war, zeigte er sich am 23. Januar 1814 in Berlin zum letztenmal auf der Bühne, wo man einen von ihm zu Ehren der eben zurückgekehrten königlichen Familie gedichteten Prolog: „Liebe und Wille", zur Darstellung brachte. Am 21. September machte er noch eine Spazierfahrt nach Charlottenburg, aber schon am 22. September 1814 starb er.
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