1884 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
28 Aus Schlesiens Vergangenheit.
Da alle gefundenen edlen und unedlen Metalle zu dem Regale des Fürsten
gehörten, so mußten die gewonnenen edlen Metalle an den fürstlichen Brenn-
gaden abgeliefert werden, wo sie geschmolzen und gereinigt, gewogen und pro-
biert wurden. Der Brenngaden stand unter dem Münzmeister, dem auch die
Münzer untergeben waren. Da nun die Münze ein fürstliches Recht war. so
mußten auch edle Metalle, die zum Verkauf in die Stadt gebracht wurden,
zuerst dem Münzmeister zum Kauf angeboten werden. Man konnte an der
Münzstätte aus feinem eignen Gold und Silber das nötige Geld gegen Ent-
fchädigung prägen lasten. Diese Entschädigung wurde zuweilen durch die Gnade
des Herzogs erlassen, z. B. dem Kloster Trebnitz für monatlich eine Mark
Silbers in der Breslauer Münze.
Zu einem festen Gebrauch war es geworden, daß in jedem Jahre dreimal
neue Münzen geprägt wurden, nachdem vorher die alten verrufen worden waren,
welche dann gegen neue ausgewechselt, aber zu einem niedrigeren Satze an-
genommen wurden. Natürlich hatte diese häufige Verrnsung und Verschlagung
der Münzen große Unbequemlichkeiten und Nachteile für den gewöhnlichen Ver-
kehr und Handel, besonders da die Münzen nur in dem engen Gebiete Geltung
hatten, welches dem Münzherrn uuterthau wor.
Deshalb scheint allmählich die landesübliche Umprägung abgeschafft und
als Ersatz für den aus derselben geflossenen Gewinn eine allgemeine Steuer
auf alle liegenden Gründe eingeführt worden zu sein, welche den Namen
„Münzgeld (pecunia monetalis)" erhielt, während das Münzregal des Herzogs
und die Verwaltung durch dessen Münzer oder auch die Verpachtung der
Münze fortbestand.
Das Gold stand in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, aus der
wir Nachweise haben, also wohl auch früher und später, zu dem Silber im
Wertverhältnis von 10 zu 1, d. h. eine Mark Goldes war so viel wert wie
zehn Mark Silbers. Man rechnete einerseits nach Marken, Vierdungen, Loten
und Skoten, anderseits nach Pfunden und Schillingen, in beiden Fällen zu-
gleich nach Pfennigen und später auch nach Obolen.
Über die Ausdrücke Mark und Pfund ist zu bemerken, daß der letztere der
ältere, jener der jüngere ist. Ursprünglich war das Pfund (libra) ein Gewicht
von 12 Unzen, welches von den Römern auf die Franken und von diesen auf
die Deutschen überhaupt und andre Nationen überging. Allmählich fing man
an, die Münzen, deren eine bestimmte Zahl aus einem Pfunde geprägt werden
mußte, dem Gewichte nach zu verringern, so daß bald dieselbe Zahl Münzen,
die früher ein Pfund gewogen hatte, nur noch zwei Drittel Pfund oder 8 Unzen
ausmachte.
Um eiue weitere Verringerung des Wertes der Münzen zu verhüten, setzte
man das Gewicht eines Pfundes auf 8 Unzen oder 16 Lot fest und versah
außerdem die Gewichte mit einem Zeichen, einer Marke, woher der Name Mark
(niarca) entstanden ist. Gleichwohl blieb der Name Pfund noch lange im Ge-
brauch, während die Mark als das eigentliche Münzgewicht (marca auri und
rnarca argenti) angesehen wurde. Bald genügte dieser Unterschied nicht mehr,
als man anfing, die Münzen in dem Gehalte (Korn) zu verringern, indem man
dem Silber allmählich immer mehr Kupfer zusetzte, so daß die Münzen zwar
weniger wert waren, aber das gesetzlich bestimmte Gewicht (Schrot) behielten.