1884 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Altschlesische Münzen. 29
Nun unterschied man die feine Mark (marca puri argenti oder marca boni et
puri argenti) aus gutem Silber und die landesübliche Mark (marca usualis
oder marca usualis argenti) aus verschlechtertem Silber.
In bezug auf das Gewicht find für Schlesien mehrere Arten von Marken
zu erwähnen. Die Mark reinen Silbers wird Kaufmannsgewicht (pondus
mercatorum) genannt, weil die Kaufleute für die Richtigkeit der von ihnen
gebrauchten Gewichte verantwortlich gemacht wurden und im allgemeinen als ge-
wissenhaft galten. Allgemein üblich war in Schlesien das polnische Gewicht
(pondus Polonicum), welchem das Breslauer Gewicht (pondus Wratislaviense)
gleich ist; wo in den Urkunden nicht ausdrücklich ein andres Gewicht genannt
wird, ist immer dieses zu verstehen. Es scheint, als ob der Ausdruck „pol-
uisches Gewicht" mit dem steigenden Einfluß der fchlefischen Hauptstadt abge-
nommen hat und das Breslauer Gewicht allmählich an die Stelle des polnischen
getreten ist. Neben diesen Angaben finden wir noch das köllnische Gewicht
(pondus Coloniense) genannt, das auch unter dem Namen „deutsches Ge-
wicht" (pondus Theutonicale) und „Gewicht der römischen Kurie" (pondus
Romanae curiae) vorkommt.
Die Mark zerfiel in 8 Unzen, jede zu 2 Lot; ein Lot (loto oder lotus)
war also der sechzehnte Teil der Mark. Im gewöhnlichen Leben wurde die
Mark eingeteilt in vier Vierdunge (ferto), jeder zu 4 Lot. Der Skot (Scotus)
ist der vierundzwanzigste Teil der Mark. Schillinge (solidi) machten zur Zeit
der fränkischen Könige 24 ein Pfund; seit Karl dem Großen machten nur
20 Schillinge ein Pfund aus. Es kamen also 5 Schillinge auf einen Vierdnng.
Erst im 14. Jahrhundert kam der Gebrauch auf, den Schilling und den Vier-
dung gleichbedeutend zu nehmen, so daß 4 Schillinge auf die Mark gerechnet
wurden. Der Pfennig (denarius) war der zwölfte Teil eines Schillings, so
daß auf ein Pfund von 20 Schillingen 240 Pfennige gingen. Der Skot, der
vierundzwanzigste Teil einer Mark, zerfiel in 10 Pfennige, so daß also auch
nach dieser Teilung die Mark 240 Pfennige hatte. Der Obolus, der fehr selten
vorkommt, war wahrscheinlich die Hälfte des Pfennigs.
Kaum zu bezweifeln ist, daß es mehrere Jahrhunderte hindurch nur eine
einzige geprägte Münze in Polen und Schlesien gegeben hat, nämlich die Pfennige
oder Denare; alle andern Münzen waren nur Rechnungsmünzen. Erst um
die Mitte des 13. Jahrhunderts traten zu deu Denaren als wirklich geprägte
Münzen die Obole hinzu.
Die Münzen waren meistens Brakteaten, d. h. Blech- oder Hohlmünzen.
Der Name der Münze ist neueren Ursprungs und von ihrer Beschaffenheit
hergenommen. Die Münze wurde nämlich aus sehr dünnem Silberblech (brac-
tea), welches der Goldschläger (bracteator) zubereitete, geschlagen, nachdem
das Metallblättchen gewöhnlich rund ausgeschnitten und abgewogen war; sie
wurde nur einseitig geprägt, so daß dieselben Figuren, welche auf der Vorder-
seite erhaben sind, auf der Rückseite vertieft oder hohl erscheinen. Der Stempel,
der vertiefte Figuren zeigte, wurde mit Gewalt in das auf einem Kissen von
Leder oder Filz liegende Silberblech hineingetrieben, wodurch der Rand etwas
umgebogen und die Münze leicht schüfselförmig wurde. Der Größe nach sind die
Münzen verschieden; man trug sie, weil sie leicht zerbrechlich waren, in steifen
ledernen Taschen oder Schachteln.