1884 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
54 Handel und Gewerbe in Schlesien.
Anfang des 18. Jahrhunderts durch den Breslauer Kaufmann Georg von Giesche
wiederum in Aufnahme, welchem bereits im Jahre 1704 von Kaiser Leopold ein
Privilegium in ganz Ober- und Niederschlesien, für sich allein Galmei graben zu
dürfen, erteilt wurde.
Solange der Galmei nur zur Messingbereitung Verwendung fand, war
die Bedeutung des schleichen Galmeibergbaues eine verhältnismäßig geringe
und untergeordnete. Dies änderte sich jedoch wieder, als es im Anfange unsres
Jahrhunderts dem Hütteninspektor Reberg zu Wosrolla gelang, aus zinkischen
Ofenbrüchen und demnächst aus Galmei metallisches Zink darzustellen, was im
Jahre 1809 zur Errichtung der königlichen Lydognia-Zinkhütte, der ersten
größeren Zinkhütte in Oberschlesien, führte.
Unter österreichischer Herrschaft gedieh der Bergbau in Schlesien nicht.
Erst Friedrich der Große war es, welcher nach der Besitzergreifung Schlesiens
mit sicherem Blicke die hohe Bedeutung des Bergbaues erkannte und durch seine
Fürsorge und weise Maßnahmen den Grund zu der Entwickelung und Blüte
legte, welche der schlesische Bergbau unter dem dauernden Schutze und der Für-
sorge der preußischen Regenten erlangt hat. Friedrich der Große richtete das
landesherrliche Bergamt zu Reichenstein ein, das im Jahre 1769 in ein Ober-
bergamt verwandelt, 1778 nach Reichenbach, 1779 nach Breslau, 1819 nach
Brieg. 1850 wieder nach Breslau verlegt wurde.
Im Jahre 1768 entsandte Friedrich Ii. erfahrene Räte nach Schlesien,
die das schlesische Bergwesen untersuchen und dessen Organisation einleiten
sollten, die auch die Lust zum Bergbau in den Schlesiern rege machen mußten.
Schon im Jahre 1769 erließ der König die revidierte Bergordnung für das
souveräne Herzogtum Schlesien und die Grafschaft Glatz, welche die Grundlage
bildete, zum Bergbau in Schlesien an allen Orten anzufeuern; er regelte das
Knappschaftswesen und erließ verschiedene, die Entwicklung des Bergbaues
bezweckende Verordnungen.
Was aber die Regierung Friedrichs des Großen in der Geschichte des
schleichen Bergbaues unvergeßlich macht und von besonderem Einfluß erscheinen
läßt, war die glückliche Wahl eines geschickten Leiters, indem an die Spitze der
Bergwerksverwaltung ein hochbegabter, theoretisch und praktisch ausgebildeter
Mann gestellt wurde, welcher auf die Entwicklung des schleichen Bergbaues einen
eminenten Einfluß ausgeübt hat. Es war dies der 1779 zum kommissarischen
Direktor des Oberbergamtes, nachher zum ersten schleichen Berghauptmann und
im Jahre 1802 zum Oberberghauptmann und später zum Staatsminister ernannte
Graf Friedrich Wilhelm von Rheden. Dieser Mann war ausgestattet mit einem
reichen Schatz von technischen Erfahrungen und wissenschaftlichen Kenntnissen,
welche er sich unter Leitung seines Oheims, des hannöverschen Berghauptmanns
von Rheden, beim Harzer Bergbau und durch sorgsame Studien auf der Uni-
versität Göttingen, auch durch Bereifung deutscher und englischer Berg- und
Hüttenwerke erworben hatte.
Beim Eintritt Rhedens in die schlesische Bergwerksverwaltung im Jahre
1780 war in Oberschlesien der Steinkohlenbergbau überhaupt noch nicht ins
Leben getreten. Als metallischer Bergbau war in Oberschlesien nur der von der
Giescheschen Gesellschaft betriebene Galmeibergbau im Gange, der etwa 10 000
Zentner Galmei jährlich zur Messingfabrikation förderte. Der Bleierzbergbau bei.