1884 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Johann Christian Günther, geboren in Striegan. 235
Ermordung des Generals durch sein Einschreiten verhinderte, sein Paradepferd
an. „Ich würde das schöne Sattelzeug mit meinem Blute verderben", sagte
Fouque und schlug das Anerbieten aus. „Ich kann Ew. Exzellenz versichern",
entgegnete der Oberst, „daß mein Sattelzeug unendlich an Wert gewinnt, wenn
es mit dem Blute eines Helden bespritzt wird." Fouque wurde schnell ver-
bunden und zu Laudon geführt, der den tapfern Feind mit vorzüglicher Achtung
empfing. Auch in Wien begegnete man dem General mit Hochachtung, ent-
blödete sich aber nicht, ihm sein ganzes Vermögen zu konfiszieren. Die schwere
Verwundung, die Anstrengung des Transportes trugen ihm eine schwere Krank-
heit zu. welche seine Lebenskräfte wesentlich erschütterte. Nach dem Huberts-
burger Frieden traf er am 15. April in Glatz ein. Bald darauf berief ihn der
König durch eine herzliche Einladung nach Potsdam, vier Wochen später schrieb
Friedrich an ihn: „Melden Sie mir, ich bitte Sie, wie es mit Ihrer Gesund-
heit steht. Ich werde Ihnen meinen Leibarzt schicken, damit Sie sich richtiger
Medikamente bedienen und keine Quacksalbereien brauchen, welche Ihnen nichts
helfen." Fouques Antwort lautete klagend über Schwäche der Beine, der Brust
und der Stimme. „Ich tauge nichts mehr. Für mich ist nur das Domherrn-
leben und die Ruhe heilsam. Lassen Sie, Sire, mich diese für den Rest meines
Lebens genießen." Der König hatte ihn vorher zum Domherrn von Branden-
bürg ernannt und antwortete: „Sie werden in Brandenburg leben, solange Sie
wollen; jedoch Sie werden mich manchmal besuchen. Es ist nicht weit. Wenn
ich erfahre, daß Sie kommen wollen, so schicke ich Ihnen halbwegs meine Pferde
entgegen. Adieu, mein lieber Freund; ich bin der Ihrige mit Herz und Seele."
Friedrich ließ Fouques Wohnung in Brandenburg fürstlich möblieren und gab
ihm zu Weihnachten 1763 eine Anweisung auf 5000 Thaler aus der Hofstaats-
kasse. Auch iu den folgenden Jahren war der König oft aufmerksam gegen den
tapfern General. Am 1. Juni 1764 meldete sich Friedrich bei Fouque an:
„Ich werde ohne Umstände zu Ihnen kommen wie ein alter Freund, wenn ich
Brandenburg passiere. Ich werde den 4. mittags da sein. Ich bringe nur
einen einzigen Freund mit, den Erbprinzen von Braunschweig, welcher Ihrer
Freundschaft und Achtung wert ist, so daß wir unser drei sein werden, wenn
es Ihnen recht ist. Es gehört nur weuig dazu, mich zu sättigen. Ich verlange
von Ihnen nur eine gute Suppe und eine Schüssel Spinat, ein freundliches
Wirtsgesicht und Sie bei guter Gesundheit zu treffen. Den letzten Artikel
empfehle ich Ihnen am meisten." Wie eine Mutter war der König um den
hinfälligen Freund besorgt. Im Mai 1773 speiste der König zum letztenmal
bei Fouque. Der alte General hörte schwer und konnte nur noch vermittelst
einer Maschine sprechen. Am 5. September 1773 schreibt der König noch an
seinen alten Freund: „Ich wünschte, mein Lieber, Ihr Zustand gestattete es,
daß ich Sie hier iu Potsdam umarmen könnte." Der Wunsch des Königs ging
nicht in Erfüllung. Am 3. Mai 1774 starb Fouque, 76 Jahre alt. Die
Todesnachricht erschütterte den König tief.
Äohann Christian Günther, geboren in Striegan. Auf unsrer Wan-
derung durch den Paß, in dessen Mittelpunkt Landeshut liegt, kehren wir zu
dem Orte zurück, von dem wir ausgegangen sind, zu Striegau, dem Geburts-
orte Günthers, des einzigen großen deutschen Dichters zu Anfang des vorigen