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1. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 270

1884 - Leipzig : Spamer
270 Die Oder und ihre Umgegend von der Quelle bis Brieg. landete, wo ein Chor niedlicher Bauernmädchen die Aussteigenden empfing und bei Musik und Gesang bewirtete. Viele Fremde fanden in der Bibliothek und den Kunstsammlungen des Grafen Unterhaltung; andre ergötzten sich bei den Ausführungen deutscher Komödien, italienischer komischer Opern, französischer Trauerspiele, von Pantomimen und Balletten. Friedrich der Große besuchte im Jahre 1770 den Grafen in Roßwalde und war durch die Großartigkeit der arrangierten Feste, in denen Schlag auf Schlag Wunder auf Wunder folgte, überrascht. Hoditz hatte alles aufgeboten, um den Helden würdig zu empfangen, und alles gelang nach Wunsch. Der König schenkte dem Grafen zum Danke eine prächtige, mit Diamanten und seinem Bildnisse verzierte Dose, in der eine Anweisung auf 10 000 Thaler lag. Diese Einlage mußte dem Besitzer von Roßwalde sehr angenehm sein; denn obgleich er sehr reich war, lebte er doch in einer solchen Sorglosigkeit, daß seine Aus- gaben größer wurden als seine reichlichen Einnahmen. Seine Güter ließ er durch Pächter verwalten, die ihm kaum die Hälfte von dem gaben, was er hätte fordern können. Er geriet in eine immer bedrängtere Lage und sah endlich keinen andern Ausweg, als das Anerbieten des Königs von Preußen, in Potsdam zu wohnen, anzunehmen. Friedrich Ii. bot alles aus, um dem armen Greise den schweren Schritt zu erleichtern; er räumte ihm und den treuen Dienern ein geräumiges Haus ein, unterhielt ihm eine gute Tafel und setzte ihn durch ein beträchtliches Jahrgeld in den Stand, eine Kapelle zu besolden und selbst noch zuweilen kleine Feste zu geben. Die Musik erfreute den Grafen; bei süßen Tönen vergaß er die düsteren Vorstellungen, die seinen Geist be- unruhigten. So verlebte er noch einige Jahre, bis er endlich, da seine Kräfte erschöpft waren, am 18. März 1778 in feinem 72. Jahre aus dem Leben fchied. Ratibor. Nur einige Meilen unterhalb der Stelle, an welcher die Zinna in die Odev geht, liegt in einem anmutigen Teile des Oderthales, rings um- geben von Hügelland, das nach Norden hin den Charakter der Ebene annimmt, die von fast 13 400 Einwohnern bewohnte Stadt Ratibor. Ursprünglich war die Bevölkerung der Stadt slawisch; im 13. Jahrhundert wurde der Ort ger- mauisiert; unter Karl Iv. und Wenzel erhielt das slawische Element wieder den Vorzug: man schrieb alles mährisch, sprach polnisch und kleidete sich deutsch. Im Jahre 1741 wurde das österreichische Herzogtum Ratibor von preußischen Truppen besetzt und 1745 durch den Dresdener Frieden dauernd mit Preußen vereinigt. In einer Entfernung von 15—20 km von Ratibor werden Stein- kohlen gefördert. Der Boden um die Stadt erzeugt alle Arten von Getreide, Zucker- rübeu, Raps und Holz; Ackerwirtschaft wird von der Stadtbevölkerung wenig getrieben, dagegen bedeutender Gartenbau und lebhafter Gemüsehandel, welcher einen großen Teil Oberschlesiens versorgt. Heute wird in der Stadt Vorherr- schend deutsch gesprochen, aber in der ländlichen Umgebung slawisch, und zwar auf dem linken Oderufer böhmisch oder mährisch, auf dem rechten ein mit vielen deutschen Wörtern untermischtes Polnisch.
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