1884 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Brieg unter kaiserlicher Regierung u. s, w. 289
Tugenden waren vier Eitelkeiten als Kinder gebildet mit Fürstenhüten. Nach
der Ausstellung in der Kirche wurde die Leiche in Begleitung von Edellenten
und Hofdienern nach Liegnitz geführt. Auch dort wurde am 5. Februar 1076
ein nächtlicher Trauerzug mit Fackeln vom Thore zur Johanniskirche veran-
staltet und dann die Leiche Von 16 Edelleuteu in die Gruft getragen.
Sriey unter kaiserlicher Regierung bis zur Einnahme durch die Preußen.
Die Schlacht bei Mollwitz am 10. Äpril 1741. Nach dem Tode des letzten
Piasten fielen die Herzogtümer Liegnitz, Brieg und Wohlau an den Kaiser,
weil Kurbrandenburg nicht die Kraft hatte, seine Erbansprüche zur Geltung
zu bringen (vgl. S. 22 und 24).
Was Herzog Friedrich von Liegnitz gefürchtet hatte, als er 1537 die
Erbverbrüderung mit Joachim Ii. von Brandenburg abschloß, ging in Erfüllung.
Am 27. und 28. Februar 1676 huldigten die Stände dem Kaiser, der ihnen
versprach, die Privilegien zu achten, und schon am 21. März desselben Jahres
wurde die Schloßkirche in Brieg versiegelt, wie es schon am 30. Januar mit
der Liegnitzer Schloßkirche geschehen war. „weil Schloßkapellen allezeit zur
Religion des Fürsten gehörten." Die Schloßkirche in Brieg wurde erst am
5. Februar 1677 wieder eröffnet und dem katholischen Gottesdienste geweiht.
Vergebens beriefen sich die Stände auf ihre dem Kaiser im Dreißigjährigen
Kriege bewährte Treue, vergebens auf die Fürbitte ihres letzten Herzogs auf
dem Sterbebette; vergebens verwendete sich für die Brieger der Kurfürst von
Brandenburg. Es war mit der freien Religionsübung vorbei, wenn sie auch
in allgemeinen Ausdrücken zugesichert wurde. Auf den Kammerdörfern wurden
die erledigten Predigerstellen durch katholische Geistliche besetzt; auch den Privat-
Patronen machte man ihr Wahlrecht bei Besetzung einer Predigerstelle unter
Vorwänden aller Art streitig. Der Stadtmagistrat zu Brieg, welcher mit Ka-
tholiken besetzt worden war, besetzte die erledigten Stellen auf den Stadtdörfern
mit katholischen Geistlichen. Im Jahre 1706 waren im Fürstentum Brieg schon
56 evangelische Kirchen eingezogen. Die Jesuiten ließen sich 1681 in Brieg
nieder, gründeten daselbst eine Schule, erbauteu sich eine neue Residenz und
von 1735 —1739 eine Kirche. Die Kapuziner kamen 1682 und begannen
alsbald den Bau ihres Klosters mit kaiserlicher Unterstützung; sie lebten von
Almosen in einer fast ganz protestantischen Stadt und hielten deshalb stets gute
Freundschaft mit den Bürgern. Einen plötzlichen Umschwung brachte die
Alt-Ranstädter Konvention (S. 24), die im Jahre 1706 Karlxii. von Schweden
veranlaßte. In Zukunft wurden den Protestanten nicht nur keine Kirchen ge-
nommen, sondern sie bekamen viele, die ihnen geraubt waren, wieder heraus
und durften ihre Religion frei ausüben.
Am 20. Oktober 1740 war der letzte männliche Sproß des Habsburgischen
Hauses, Karl Vi., gestorben, am 16. Dezember schon überschritt Friedrich Ii.
von Preußen mit seinem Heere die Grenze von Schlesien, um seine Ansprüche
auf Liegnitz, Brieg und Wohlau geltend zu machen. Da herrschte alsbald unter
den Schlesieru viel Angst und großer Schrecken. In Breslau trafen fast täglich
hochbepackte Wagen ein, in welchen besorgte Familien vom Lande ihre wert-
vollen Habseligkeiten hinter schützenden Mauern vor den Schrecknissen des
Krieges zu bergen gedachten. Aber die treffliche Mannszucht der Preußen und
Deutsches Land und Volk. Viii. . 19