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1. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 354

1884 - Leipzig : Spamer
354 Der polnische Landrücken und die Nordseite Schlesiens. gegen ein reiches Geschenk, gab ihr Futter und behandelte sie zärtlich. Nach nicht langer Zeit erschien die Herzogin auf der Galerie des Schloßturmes mit der Taube, deren weißer Hals mit einem rosaseidenen Bändchen geschmückt war. Der Fürstin Antlitz strahlte in freudiger, fast andächtiger Verklärung; mit den Worten „Vollziehe deine fromme Sendung" setzte sie die Taube auf ihre Hand. Das Täubchen rührte sich nicht, sondern niedergekauert schien es sich ganz be- haglich in der weichen Hand der Herzogin zu befinden. Die hohe Dame unter- nahm nun einen Rundgang auf der Galerie; als sie uach Norden kam, wurde die Taube munter, rauschte plötzlich davon, schwang sich hoch empor, schwebte in der Luft, gleichsam um sich über.dem Gewühl der Stadt zurecht zu finden, flog dann davon über den einen Oderarm und ließ sich auf der Insel nieder, welche die Oder bei Glogau dadurch bildet, daß sie sich iu zwei Arme spaltet, und auf welcher sich die Trümmer des alten Schlosses befanden. Schnell meldete die Herzogin ihrem Gemahl, wo sich die Taube nieder- gelassen hatte; der Herzog freute sich über das Zeichen, da er selbst sich diesen Platz schon für den Dom gewählt hatte; er sagte: „Die Taube hat den Herren des Domes ein schönes Stück Land zu wählen verstanden." Der Herzog erbaute den neuen Dom, und die Herzogin schmückte ihn durch reiche Gaben glänzend aus. Der Dom in der Stadt wurde zu einem Domini- kanerkloster umgeschaffen, das Salome mit vielen Geschenken bedachte und in dem sie bestattet wurde. Herzog Hans der Grausame. Einer der unruhigsten, wildesten und grausamsten Fürsten, welche im Herzogtums Glogau regiert haben, war Johannii., gewöhnlich Hans Ii. genannt; seine ganze Regierungszeit war eine ununter- brochene Kette der abenteuerlichsten und zügellosesten Handlungen, durch die er uameuloses Elend über das Land brachte. Johann Ii. war Herzog von Sagan. Im Jahre 1472 hatte er sein Herzogtum verkauft und lebte als Freibeuter. Da starb im Jahre 1476 Herzog Heinrich Xi. von Glogau, Johanns Oheim. Sofort trat er mit Ansprüchen auf dieses Fürstentum in Schlesien auf, während die Könige von Polen und Ungarn Glogau als offenes Lehen ansahen und für sich beanspruchten und der Kurfürst Albrecht Achilles von Brandenburg das Herzogtum als sein Eigentum erklärte, da seine Tochter Barbara, die Witwe Heinrichs, von ihrem verstorbenen Gemahl die allein eingesetzte Erbin sei. So entbrannte der Kampf um das Land von allen Seiten König Matthias von Ungarn unterstützte den Herzog Hans, um ihm das Herzogtum gewannen zu helfen und es dann für sich einzuziehen. Es währte nicht lange, so hatte Hans sich ganz Glogau mit unmenschlicher Grau- samkeit erobert. Bald seufzte das Fürstentum unter der fürchterlichsten Bedrückung; denn Summen auf Summen preßte Hans aus dem Lande, um verschwenderisch leben zu können und stets kriegsgerüstet und zu Raufereien kampfbereit zu sein; er konnte sich rühmen, in wenigen Jahren 600 Dörfer in Brand gesteckt zu haben. Zwei Gutsbesitzer feines Landes, die er um ihren Reichtum beneidete, ließ er fälschlich beschuldigen, dann gefangen nehmen und hinrichten; ihr Ver- mögen machte er zu seinem Eigentums. Die Leiden Glogans waren ohne Bei- spiel; aus der geringfügigsten Veranlagung nahm er den Bürgern ihre Vorrechte, bemächtigte sich der Stadtgüter und verkaufte sie; wer Widerspruch erhob, wurde gesangen genommen, gemartert und hingerichtet.
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