1884 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Sprottau. — Bunzlau. 367
umgeben, die von 7231 Menschen bewohnte Stadt Sprottau. Diese Stadt ist
wahrscheinlich im 11. Jahrhundert angelegt worden; in der Mitte des 13. Jahr-
Hunderts erhielt sie deutsches Recht durch die Herzöge von Sagau; durch den
Dreißigjährigen Krieg hat sie viel gelitten. Seitdem sie die Eisenbahn bekommen
hat, hebt sie sich immer mehr. In kurzer Zeit sind daselbst mehrere Fabriken
entstanden. Die Stadtgemeinde besitzt eine Ziegelei, eine Gasanstalt und Wasser-
leitnng, ferner 7149 lia Forst und mehrere Güter. Dieses Vermögen wirft
einen so reichlichen Ertrag ab, daß Kommunalsteuern nicht erhoben werden.
Eine Zierde der Stadt ist das 1862—65 erbaute Rathaus.^)
öut!)lau. Der Quelle des Bober bedeutend näher liegt Buuzlau am
rechten Ufer des Flusses mit 10 790 Einwohnern. Bis gegen die Mitte des
13. Jahrhunderts gab es in Buuzlau viel Bergleute, welche Bergbau auf Gold
und Silber betrieben. In der Schlacht bei Wahlstadt gegen die Tataren im
Jahre 1241 fiel ein großer Teil derselben, so daß der ohnehin nur wenig
*) Über Muskau, die Schöpfung des Fürsten Pückler, hat im Ix. Bande dieses
Werkes (S. 430 ff.) O. Schwebet geschrieben; Görlitz und die Landskrone hat im
Vii. Bande (S. 348 ff.) H. Gebauer in den Kreis seiner Schilderungen gezogen.
Zu dem, was auf S. 43 und 44 über Robert Rößler gesagt ist, brachte am
20. Mai 1883 das Sprottauer Wochenblatt in einem Extrablatt folgende betrübende
Ergänzung: „Heute morgen 4 Uhr starb plötzlich am Gehirnschlage der Direktor
nnsres Realgymnasiums, der bedeutendste schlesische Dialektdichter nach dem Heim-
gange Karl von Holteis, Herr Dr. Rößler, nachdem er am Tage vorher noch
Schule gehalten und den Abend vor seinem Tode in heiterem Freundeskreise ver-
bracht hatte, in einem Alter von 45 Jahren. Sein liebenswürdiger, offener und
biederer Charakter, sein hoher Sinn für alles Gute und Edle, sein reiches Wissen
werden ihm neben seinen zahlreichen Schriften, die Eigentum des Volkes geworden,
überall und namentlich in den Herzen der Schlesier ein dauerndes Andenken stiften.
Mit uns und seinen Schülern, denen er ein treuer Freund und,.Berater war, trauern
um ihn seine Gattin und drei noch unerzogene Kinder. — Über den Lebensgang
des Dahingeschiedenen liegen folgende Mitteilungen vor: Robert Rößler, geboren
1838 zu Großburg bei Strehlen, war von 1851—1860 Schüler des Maria-Magdalena-
Gymnasiums in Breslau und von da an bis 1864 Studiosus philol. in Breslau:
er wurde 1865 auf Grund seiner Abhandlung: „De rebus internis ducatus Bregensis'
regnante Ludovico I" zum Dr. phil. promoviert, legte im August das Examen
pro facultate docendi ab und erhielt Michaelis desselben Jahres eine Stelle als
Hilfslehrer an der Realschule I. Ordnnng zu Landeshut in Schlesien. Von Michaelis
1866 war er Hilfslehrer am königlichen Gymnasium zu Ratibor, von Michaelis 1868
an ordentlicher Gymnasiallehrer daselbst, und im Sommer 1870 wurde er zum Rektor
der neu zu gründenden höheren Bürgerschule in Striegan gewählt. Ostern 1880 folgte
er einem Rufe als Direktor der hiesigen Realschule I. Ordnung. — Er nahm an
dem dänischen Feldzuge 1864 in Jütland teil als Unteroffizier im 3. niederschles.
Infanterieregiment Nr. 50, stand 1866 als Offizier beim 2. weftprenß. Landwehrregi-
rricnt Nr. 7 (Bat. Hirschberg) in der Festung Glogau, diente 1870 beim 1. oberschles.
Landwehrregiment Nr. 22 (Bat. Ratibor) in Glatz, Hannover, Wilhelmshaven a. N.
und in Frankreich, zuletzt längere Zeit als Platzmajor der Citadelle Amiens. Er
war im Besitz der Kriegsdenkmünzen von 1864 und 1870—71, sowie des Eisernen
Kreuzes Ii. Klasse und der Landwehrdienstauszeichnung. Aus feiner reichen littera-
nschen Thätigkeit sind unter andern folgende Schriften zu verzeichnen: „De Martins-
gons", „De Sammelwuche", „Schnoken", „Gemütliche Geschichten", „Durf- und
Stadtleute", „Närrische Kerle", „Aus Krieg und Frieden", „Mein erster Patient". —
bott seinen Urknndenanszügen nennen wir: „Wie erwarb Sprottan seinen Grund-
besitz? (1260—1810)"; „Regesta Ludovici I Bregensis", „Herzog Heinrich Ix. von
Bneg und Lüben (1344—1399)", „Striegan im 14. Jahrhundert".