1884 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
388 Land und Leute im Großherzogtum Posen.
einträglichen Handelsartikel. Ziegen und Esel findet man selten, in einigen
Gegenden blüht die Bienenzucht. In den wasserreichen Gegenden zieht man
viel Gänse, die einen bedeutenden Ausfuhrartikel nach Berlin bilden. Die
Wälder enthalten Wildbret aller Art, wenn auch in geringer Menge. Wölfe
find selten; die größten sonstigen Raubtiere, die aber auch nur noch hier und
da vorkommen, find der Fuchs und der Dachs. Für die Hebung der Fischzucht
wird in der neueren Zeit mit gutem Erfolge gearbeitet. In den Sümpfen
findet man Blutegel.
Eigentümliche Pflanzen besitzt die Provinz nicht. Größere Waldungen
(meist Nadelholz oder gemischt mit Laubholz) haben die Kreise Birnbaum und
Czarnikau. Die Privatwaldungen sind in den letzten Jahrzehnten stark gelichtet
worden, da man die Waldflächen abholzte und den Boden für den Ackerbau
benutzte. Angebaut werden Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Hülsenfrüchte, Kar-
toffeln, Raps, Lupinen, an einzelnen Orten auch Tabak, Flachs und Runkelrüben.
Der Hopfenbau blüht um Neutomifchel, Opaleuiza und Bentfchen. Zur Zeit
des Hopfenmarktes ist besonders in Nentomischel reges Leben. Wein wird in
größerem Maßstabe gewonnen in der Gegend von Bomst, Unruhstadt und
Wollstein; aber dieser Wein ersrent sich keines besondern Rufes, er übertrifft
an Säure den Grüneberger, und „Bomster Schattenfeite" ist sür einen Mann,
der ein Glas guten Weines gern trinkt, ein entsetzliches Wort. Der Obstbau
macht in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte, ebenso der Gemüsebau.
Viel Heu liefert die Netze- und Obragegend.
An mineralischen Produkten ist die Provinz arm; im Vergleich mit andern
Provinzen nnsres Vaterlandes liefert sie wenig Erzeugnisse. Ein Steinsalz-
lager befindet sich bei Jnowrazlaw, das bergmännisch ausgebeutet wird. Braun-
kohlen werden längs der Warthe von Obornik bis Zirke, besonders in der Gegend
von Wronke, ferner im Bromberger Kreise gefunden. Große Torflager hat
die Netzegegend und das Cybinathal. Bernstein kommt an einigen Orten, aber
nur in geringer Menge und in kleinen Stücken vor.
Die auf unfern Feldern umherliegenden und von uns zum Bauen oder
Pflastern benutzten Steine sind Quarz, Feuerstein, Feldspat, Glimmer. An Ge-
birgs- und Felsarten lagern in oft großen Geschieben Granit, Syenit, Gneis,
Glimmerschiefer, Porphyr, Thonschiefer, auch Basalt. Guten Töpferthon findet
man in mächtigen Lagern im Warthethale bei Posen; ein bedeutendes Gips-
lager, welches abgebaut wird, ist bei Wapuo, südlich von Exin.
Die Gewerbthätigkeit ist im ganzen in der Provinz noch gering. Nur in
den größeren Städten werden Dinge angefertigt, welche über die gewöhnlichen
Lebensbedürfnisse hinausgehen. Der Handel ist nicht bedeutend. Das Fabrik-
Wesen ist nur durch einige Eisenfabriken und Maschinenbauanstalten in Posen,
Bromberg, Jnowrazlaw, Schönlanke und Gnesen, dann durch Dampfmühlen,
Glashütten und Brennereien vertreten. Verkehr und Handel erleichtern die
vielen Chausseen, welche die Provinz in allen Richtungen durchschneiden, ferner
die beiden Wasserstraßen, d. i. die Warthe und die Netze, auf denen Hunderte
von Kähnen die verschiedenen Waren bringen und holen. Wichtiger für den
Verkehr sind die Eisenbahnen, deren Netz immer dichter wird. Die Provinz
durchschneiden folgende Bahnen: 1) die Ostbahn den nördlichen Teil des Regie-
rnngsbezirks Bromberg von Kreuz über Bromberg bis an die westpreußische