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1. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 414

1884 - Leipzig : Spamer
414 Stadt Md Festung Posen. sie. Beleuchtung der Stadt am Abende führten die Preußen ein, für die Nacht hielt die Stadt zwölf Wächter. Über Posener Verhältnisse aus dem Jahre 1793 gibt uns ein deutliches Bild ein Brief des in der deutschen Litteratnrgeschichte bekannten Günther von Göcking, des Freundes mehrerer Mitglieder des Hainbundes, der an seinen Freund Gleim unter dem 11. Juni 1793 von Berlin aus schreibt, nachdem er eben von Posen zurückgekehrt ist (mitgeteilt in den Posener Provinzialblättern 1880, Nr. 37): „Seit acht Tagen, liebster Gleim, bin ich wieder hier. Von Süd- prenßen habe ich wenig gesehen, bloß den Strich von Meseritz nach Posen. Der Boden ist fruchtbar, das Land über mein Erwarten angebaut, die Wälder -aber, deren ich selbst nach den neuesten Karten viel zu finden gedachte, sind nur noch wenige. Der Adel hat sie größtenteils ausgerottet und zum größten Teile deutsche Kolonisten darauf gefetzt. Dies hat den Holzpreis sehr gesteigert. Man hat zwar hin und wieder sehr guten Torf gefunden, aber niemand gräbt ihn. Hausmiete und Feuerung kommen in Posen fast eben so hoch zu stehen als in Berlin, ja die erstere fast noch höher. Dagegen sind die ersten Lebensbedürf- nifse wohlfeil, und eine Familie, die eine eingerichtete Wirtschast hat und auf Delikatessen Verzicht thut, kann dort recht gut fertig werden. Seidene und lederne Waren ausgenommen, sind alle übrigen teurer als hier. Die Hand- werker arbeiten schlecht. Alle guten Möbel läßt man aus den schleichen Herrnhuterkolonien kommen. Die beste Arbeit aller Art machen noch die Juden, die alle Handwerke ohne Ausnahme treiben und in manchen Städten eigne Zünfte haben. Überhaupt ist bei dieser Volksklasse, wenn man den Teil des Adels ausnimmt, der Reisen ins Ausland gemacht hat, die meiste Kultur. Ihre Anzahl wird sich in Südpreußen auf nahe an 150000 Seelen erstrecken. Bürger und Bauer sind mit der preußischen Besitzergreifung sehr zufrieden, und in der That gewinnen sie auch viel dadurch. Es ist unglaublich, was sich der begüterte Adel gegen die übrigen Stände bisher erlaubt hat. Der Adel scheint sich gutwillig in sein Schicksal zu ergeben. Die, welche den roten Adler- orden erhalten hatten, brüsteten sich nicht wenig damit, und um die Landrats- stellen bewerben sich eine unglaubliche Menge Kandidaten. Im ganzen ist die Nation um ein volles Jahrhundert gegen die Einwohner der alten Provinzen zurück. Es wird viele Mühe und Geduld kosten, sie gesitteter und reinlicher zu machen. In ganz Posen, so bedeutend die Stadt auch ist, gibt es kein Wirts- Haus, worin ein rechtlicher Mensch abtreten könnte; und logiert man auch im besten Privathaus, so bekommt man dennoch weder Handtuch noch Waschbecken und am wenigsten ein Bett. Drei Nächte mußte ich auf einem Gartensofa liegen, ehe meine neuen Matratzen fertig wurden. Der Adel macht großen Aufwand in Equipageu und Livreen; diese waren ebenso modern und glänzend als in Berlin. Alle Damen schminken sich, sie mögen es nötig haben oder nicht; sie tragen sich sehr bloß, und nach ihren Nationalbegriffen von Schicklichkeit läuft es gar nicht wider den Anstand, sich von Bekannten auf den Bufen küssen zu lassen. Dagegen wird sich nicht leicht eine zu einem Kusse auf den Muud ent- schließen. Sie sprechen fast alle französisch, die Männer auch deutsch. Sie sind offen und höflich, aber nicht so liebenswürdig als nnsre Landsmänninnen." Am Ablaufe des 18. Jahrhunderts bestand Posen aus 1309 Wohnhäusern, 16 öffentlichen Gebäuden außer den 29 Kirchen, dem Domkapitel, den drei
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