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1. Bilder aus dem Gebirge und Berglande von Schlesien und den Ebenen in Posen von der Oder bis zur Weichsel - S. 440

1884 - Leipzig : Spamer
440 Im Regierungsbezirk Bromberg. der Menschen erhob sich von den Hügeln ein ungemein großer Schwärm von weißen Riesenadlern, und der ganze Hain war mit Adlernestern angefüllt. Lech wurde von einem dieser Adler, der sich in seinem Nacken verfing, über- fallen, und erst nach tapferer Gegenwehr gelang es ihm, den Aar zu bewältigen. Auf dem Hügel, auf dem sich das Nest (gniazdo) des Tieres befand, legte er eine Burg an; dort baute er, ein königlicher Aar, sich sein Nest, von dem aus er mit seiuem Geschlechte die Lande weit umher beherrschen wollte. Er faud die Gegend vorzüglich geeignet zur Gründung einer festen Stadt, ließ den Hain niederhauen, erbaute neben der Burg zum Dauke den Göttern, die ihn so günstig geführt hatten, einen Tempel und ließ ringsherum eine Stadt erbauen, welche er G-niezna, d. h. Nest, nannte. So wurde die Stadt Gnesen gegründet. Zum Andenken an jene Adler und in Verehrung des göttlichen Winkes erkor Lech den Adler zum Sinnbilde und Zeichen seiner Herrschaft. Deshalb ist der weiße Adler mit ausgebreiteten Fittichen auch in das Wappen des pol- nischen Reiches aufgenommen worden. Lech bemühte sich, sein Volk zu Ackerbauern zu machen; er selbst bebaute bei seiner Residenz die jungfräuliche Erde, die noch kein Pflug berührt hatte. Sie lohnte die Arbeit mit reichem Ertrage, und bald entstanden Meiereien, größere und kleinere Dörfer in der Nähe Gnefens, und immer zahlreicher drängten sich die Einwohner nach dem Sitze ihres Herzogs, der dem Volke weise Gesetze gab und Recht und Ordnung im Lande mit Kraft. Klugheit und Mäßigung handhabte. Lechs Tod verbreitete tiefe Trauer über das ganze Land. Die angesehensten Männer aus allen Gegenden des Reiches kamen in Gnesen zusammen, um über das Wohl des Staates zu beraten. Da zeigte sich wieder der alte Unabhängig- keits- und Freiheitssinn der Lechiten; sie wollten sich keinem Manne unterwerfen und doch ein zusammengehöriges Volk bleiben. Deshalb wählten sie keinen König, sondern zwölf Männer, die sich durch Reichtum, Ansehen und ehren- werten Charakter auszeichneten, denen sie die Sorge für das Reich auftrugen. Aber jetzt wollte jeder herrschen, keiner gehorchen; der starke Mann unterdrückte den schwachen, bis sich ein stärkerer wieder des starken bemächtigte; Eigennutz trat an die Stelle des Gemeinsinnes, Privatleidenschaft an die Stelle der Ge- rechtigkeit. Während Unfriede im Reiche herrschte und jeder unbewußt am Untergange seines Vaterlandes arbeitete, stürmten die Nachbarn als Feinde in das Land ein, eroberten große Striche desselben und schleppten die Einwohner als Sklaven hinweg. Der Ruhm und die Macht der Lechiten war eingehüllt in tiefe Schmach und arges Zerwürfnis. Fast 150 Jahre gingen so in großem Elend hin. ' Die ersten Herrscher. Da erinnerten sich die wackeren Männer, die von quälendem Schmerz über die Leiden des Vaterlandes erfüllt waren, an ihren Stammvater Lech und an seine Weisheit; sie beriefen das Volk zu eiuer großen Versammlung an die Quellen der Weichsel. Unter der Volksmenge trat ein Mann auf, Crae mit Namen, der durch Rechtlichkeit, Weisheit und Erfahrenheit im Kriegswesen bekannt war, und zog durch seine Reden die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. „Lächerlich ist", so sprach Crae, „ein verstümmeltes Tier und ein kopfloser Mensch. Was ist ein Körper ohne Seele, was eine
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