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1. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 73

1882 - Leipzig : Spamer
Königliche Porzellanmanufaktur. 73 waren von den Maschinenfabrikanten Watt n. Bonlton in Birmingham gemacht, die Herstellung der Feuermaschine selbst erfolgte aber in den königlichen Eisen- Hütten zu Malapane und Gleiwitz in Oberschlesien durch den Maschinisten Baildon. welchem neben seinem Honorar dafür eine goldene Medaille, „aus den Stempeln der Preismedaille der königlichen Akademie der bildenden Künste geprägt", zu- theil wurde. Die neue Dampfmaschine von 10 Pferdekraft, nach doppelt Watt- Bonlton'schem Prinzip konstrnirt, hatte einen Cylinder von 16 Zoll Durchmesser, der Hub betrug 4 Fuß bei 20maliger Umdrehung des Hauptbewegungsrades in der Minute, der Kessel wog 18 Centner, der Steinkohlenverbrauch betrug 11 Scheffel täglich bei 13 stündiger Arbeitszeit. Die Maschine kostete einschließ- lich des hölzernen Balanciers, jedoch ausschließlich der Beförderung^ und Auf- stellungskosten, 1404 Thlr. 12 Gr. 7 Pf. und blieb über 23 Jahre in Betrieb. — Diese Neuerung galt mit Recht als sür Berlins Industrie so wichtig und interessant, daß der Minister von Heinitz folgende Einladung ergehen ließ: „An des Königs Majestät. Die mit schleichen Steinkohlen in Gang gebrachte Feuermaschine bei der Porcellanmannsactur, von deren Erbauung ich bereits vorläufig unterthänigst Anzeige gethan habe, ist nun vollständig errichtet, und es werden dadurch an 10 Pferde erspart. Sie beweget 12 Stampfen, 11 liegende und einen stehen- den Mühlenstein und eine große kupferne Scheibe für die Porzellanschleiferei. Außerdem hebt sie alles Wasser, dessen sie theils selbst zum Verdampfen und Niederschlagen der Dämpfe, theils die ganze Wasch- und Schlemmerei-Anstalt bedarf, aus einem 40 Fuß tiefen Brunnen. Sie ist die erste ihrer Art, von kleinem Umfang und großer Wirkung, durchaus ein inländisches Produkt, auf den oberschlesischen Eisenwerken Euer Majestät durch den sehr geschickten Maschi- nisten Baildon verfertigt und nun hier errichtet. Sie verdient von Eurer Majestät und Höchstdero königlichen Frau Gemahlin besehen zu werden, und ich würde bei dieser erwünschten Gelegenheit die nun auch völlig fertigen, zur beträchtlichen Holzersparnng eingerichteten und zugleich auf Vervollkommnung der Arbeiten und Erleichterung der Onvriers abzweckenden Porzellanbrenn-, Trocken- und Emailliröfen unterthänigst vorzeigen. — Geruhen daher Ener Majestät den Tag und die Stunde hiezu gnädigst zu bestimmen. Berlin, den 13. August 1793." Der Besuch erfolgte und trug wesentlich dazu bei, Dampfmaschinen in Berlin einzubürgern. Um den Absatz des Porzellans zu fördern, wurde so recht im Sinne der damaligen Zeit zu deu absonderlichsten Mitteln gegriffen. So mußten die Generalpächter der Lotterie nach einem königlichen Erlaß vom 24. Juni 1769 zum auswärtigen Absatz und auf ihre eigene Rechnung für 6000 Thlr., seit 1783 für 9600 Thlr. Porzellan jährlich entnehmen. Ebenso waren die Juden genöthigt, für gewisse bürgerliche Handlungen, welche an sich nicht stener- pflichtig waren, ein bestimmtes Quantum vou Porzellan, nicht selten für 300 Thlr. und mehr, anzukaufen, mit der Verpflichtung, es im Auslande abzusetzen und dies durch obrigkeitliche Atteste nachzuweisen. So erhielt z. B. Abel Leviu zu Freienwalde eine „Coneession als publiquer Bedienter bei dortiger Judenschaft in der Qualität eiues Todtengräbers", wogegen er für 28 Thlr. Porzellan zu entnehmen hatte. Mit Recht tadelt Kolbe diese Maßregel als hart und dabei
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