1882 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Friedel, Ernst, Lüders, Hermann, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von, Schwebel, Oskar
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Berliner und märkische Dichter und Schriftsteller. 161
Neben ihm wirkt unermüdlich auf gleichem Gebiete Adolf Streckfnß, Mit-
glied des Berliner Magistrats und Sohn des bekannten geistreichen Geheimen
Oberregierungsrathes und Uebersetzers des Ariost, des Tasso und des Dante,
Karl Streckfuß (gest. 1844). Unter den unlängst verstorbenen märkischen und
Berliner Schriftstellern seien noch erwähnt George Hiltl, feinerzeit ein beliebter
Komiker an der Hofbühne, und der Hofrath Georg Hefekiel, der für feine
Erzählungen, Novellen und Romane vorzüglich das Tiefland zwischen Elbe und
Oder zum Schauplatz wählte. Ludowika Hesekiel in Potsdam, Tochter des
Letzterwähnten, fährt in denselben Geleisen fort, während ein anderer beliebter
Romanschriftsteller aus der nämlichen Stadt, Philipp Galen (Stabsarzt
Dr. Lange), den Stoff aus weitereu Fernen fammelt und verarbeitet. — Auch
F. Bruuold (Lehrer Meyer in Joachimsthal) ist in diesem neuen märkischen
Dichterbunde zu nennen, dem Oskar Schwebel (Archidiakonns in Küstrin)
und Dr. Ferdinand Pflug, Verfasser des „Landwehrbuchs", als Erzähler.
Adalbert Kuhn (Direktor des Köllnischen Gymnasiums zu Berlin), fein
Schwager Wilhelm Schwartz (Direktor des Gymnasiums zu Posen), Prof.
vr.panlns Cassel, Prof.dr. Georg Büchmann, Berfafferder „Geflügelten
Worte", Dr. Heinrich Pröhle, Dr. Edmund Veckeustedt, jetzt in Libau,
und Wilibald von Schnlenbnrg in Charlottenburg, der beste Kenner der
niederlaufitzer Wenden und des Spreewaldes, auch eifriger Sammler von Märchen,
Sagen, Ueberlieferuugeu über Sitten und Gebräuche Berlins und der Mark, an-
gehören. Als anmuthigen Dichter und Erzähler schließen wir außerdem noch
Dr. Heinrich Kletke, den langjährigen Redakteur der Vossischen Zeitung, und
Dr. Rudolf Löweusteiu, den Kinderdichter und geistvollen Redakteur des
Kladderadatsch, mit Vergnügen an. Für diese Gruppe Berliner und märkischer
Dichter und Schriftsteller hat sich seit dem Jahre 1873 ein besonderes Organ
herausgebildet, nach dem Berliner Wappenthier genannt „Der Bär, illnstrirte
Berliner Wochenschrift, eine Chronik fürs Haus", begründet von George Hiltl
und Ferdinand Meyer, herausgegeben von Emil Dominik. Man wird in diesem
Organ nicht leicht einen der spezifisch Berliner und märkischen Dichter und
Historiker vermissen. Ueberhaupt ist es überraschend und erfreulich, wie das
Jntereffe für die poetische und historische Auffassung und Darstellung der engern
Heimat in Berlin und der Mark immer mehr zugenommen hat Eigentlich datirt
dieser Aufschwung erst feit 1864, also seit der glücklichen Wendung in Deutsch-
lands politischen Geschicken. Zwei Vereine, für die Geschichte Berlins und für
die Geschichte der Mark Brandenburg, von denen namentlich der erstere eine
ungemein rührige Thätigkeit entfaltet, fördern in Verbindung mit dem erwähnten
Märkischen Museum das Interesse für die engste Heimat außerdem.
Von der Gegenwart wollen wir noch einige Jahrzehnte weiter zurück auf
die Berliner Dichterwelt blicken. Da gewahren wir mit Ueberrafchnng, wie
in der als nüchtern und ideallos verschrieenen Spreestadt gerade die roman-
tische Dichterschule Deutschlands besonders viele namhafte Vertreter ge-
habt hat. Wir beginnen mit Wilhelm Heinrich Wackenroder, einem dem
fchwärmerifchen Novalis verwandten Dichter, der als Sohn des Bürgermeisters
von Berlin daselbst 1772 geboren wurde und schon 1793 verstarb. Seine
„Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders" verschafften ihm
vielen Beifall. Zacharias Werner (geb. 1768, gest. 1823), der Verfasser von
Deutsches Land und Volk. Ix. . 11