1882 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Friedel, Ernst, Lüders, Hermann, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von, Schwebel, Oskar
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
234 Ausflug nach Potsdam.
da er die größte Gunst ist, die Sie mir erzeigen können. Bald werden Sie
mich am vollen Tage überzeugen, es sei Nacht."
In seiner maßlosen Bewunderung der Dichtungen Voltaires ging Friedrich
so weit, daß er für eine Zeile aus der Henriade den ganzen Homer, den er an
sich hochschätzte, hingeben wollte. „Ich habe", schrieb er 1777, „in Berlin eine
öffentliche Bibliothek bauen lassen; Voltaire's Werke logirten vorher zu uuau-
ständig. Alexander der Große legte Homer's Werke, wie billig, in das sehr
kostbare Küstchen, welches er unter anderen von dem Darius erbeutet hatte.
Und ich? -— nun, ich bin kein Alexander der Große und habe auch von keinem
Menschen Beute gemacht, wol aber, nach meinen geringen Kräften, das best-
mögliche Behältniß für die Werke des Homer unsers Jahrhunderts erbauen lassen."
Der am 30. Mai 1778 erfolgte Tod Voltaire's verfehlte denn auch nicht,,
den gealterten König in die tiefste und nachhaltigste Betrübniß zu versetzen.
Besonders empörte es ihn, daß die Geistlichkeit dem Freigeist ein kirchliches
Begräbnis; verweigerte und daß der Abbe Mignot, der ihn in der Abtei von
Seellicres beigesetzt hatte, bestraft wurde. Der Alte Fritz schrieb selbst eiue
Lobrede auf Voltaire für die Akademie der Wissenschaften in Berlin. „So
viel sich auch Ihre theologische Brut Mühe giebt", heißt es iu seinem Briefe
vom 1. Mai 1780 an d'alembert, „Voltaire nach dem Tode zu schänden, so
sehe ich darin doch weiter nichts, als das ohnmächtige Streben einer neidischen
Wuth, welche ihren eigenen Urheber mit Schande bedeckt. Mit all den Stücken
ausgerüstet, die Sie mir dazu geschickt haben, beginne ich jetzt in Berlin die
merkwürdige Unterhandlung wegen Voltaire's Seelenamt; und obschon ich keinen
Begriff von einer unsterblichen Seele habe, so wird man doch für die seinige
eine Messe lesen." Dies geschah am 30. Mai 1780 in einem feierlichen
Tranergottesdienst, der in der katholischen Kirche zu Berlin abgehalten wurde.
Von den Generalen Friedrich's wurde der hochbetagte treue Zieten, kurz
vor dem Ableben seines Herrn, am 26. Jannar 1786 ins Jenseits gerufen.
Friedrich hatte den alten Handegen bis an sein Ende stets mit der gemütlichsten
Aufmerksamkeit behandelt.
So vereinsamte der Philosoph von Sanssouci immer mehr; von dem
ursprünglichen Gesellschaftszirkel lebten bis zu seinem Tode nnr noch zwei
Italiener im Verkehr mit ihm: der Marchese Lucchesini und der Abt Bastiani.
Von den vornehmeren Geistern der Auskläruugszeit, welche aber erst iu
der folgenden Epoche der letzteren glänzen, kamen zwei mit Friedrich kurz vor
seinem Tode in Berührung. Zunächst im Herbst 1785 der edle, schwärmerische
Marquis de Lasayette, der sieben Jahre später, empört über die entsetzlichen
Ausschreitungen der französischen Demagogen, seinem Vaterlande den Rücken
wandte; im selbigen Jahre der Graf von Mirabeau, der uachmals an
der Einfädelnng der französischen Staatsnmwälznng, deren Hauptkatastrophe er
freilich nicht mehr erlebte, stark betheiligt war.
Kurz zuvor eutwirft uns der Graf von Segur, welcher unter Washington
in Amerika gedient hatte und auf der Durchreise als srauzösischer Gesaudter
nach Nußlaud deu großen König sah, von diesem folgendes Bild:
„Mit lebhafter Neugier betrachtete ich diesen Mann, der, groß von Genie,
klein von Statur, gekrümmt und gleichsam unter der Last seiner Lorbern und
seiner langen Mühen gebeugt war. Sein blauer Rock, abgenutzt wie sein