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1. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt - S. 238

1882 - Leipzig : Spamer
238 Ausflug nach Potsdam. den Abend seines Lebens. Mit Hinweis auf das Kenotaphium auf der Terrasse von Sanssouci, welches er sich, wie berichtet, zur Ruhestätte bestimmte, hatte er einst gesagt: „Quancl je serai lä, je serai sans souci!" (wenn ich dort sein werde, werde ich ohne Sorge sein!). Er konnte ohne Sorge sein: das Werk seines Geistes ist trotz der nachfolgenden Stürme nicht zu Grnnde gegangen, vielmehr zum Besten des großen Vaterlandes, von welchem der Staat Friedrichs des Großen nur ein dienendes Glied war, weiter fortgeführt und zur Voll- endung gebracht worden. Ire Kriedenskirche (Friedrich Wilijetm's Iv. Levensende). — Sanssouci vereinigt den Ausdruck extremster politischer und religiöser An- schauungen innerhalb des preußischen Herrscherhauses in seinen Grenzen. Oben auf der von uns eben verlassenen Terrasse der Kultus der reinen Vernunft, der freigeistigen Periode des 18. Jahrhunderts, der Aufklärungszeit Rousseau's und Voltaire's; am Eingang des Gartens nach dem Brandenburger Thore zu die Denkmäler christlich romantischer Schwärmerei, des Cäsaropapismus, des orthodoxen Staatskirchenthums, hervorgegangen aus einem friedensbedürftigen, im besten Sinne frommen Gemüthe. Das Geläute der Frühglocke ladet uns 511 einem Besuch der Friedenskirche, der edelsten kirchlichen Schöpfung Friedrich Wilhelms Iv., ein. Der Stil, eine frühromanische Basilika nach einem Vorbilde in Ravenna, ist, wie derjenige der meisten kirchlichen Bauwerke dieses Königs, zwar so ungeeignet wie möglich für unsere Gegend, und der sabrikschoru- steinartige, isolirt stehende Glockeuthurm nimmt sich wunderlich genug in der märkischen Soldatenstadt aus; aber für die Ausstattung im Innern und Aeußern des stillen, in der That den Namen Friedenskirche rechtfertigenden Gottes- Hauses, sowie für die gärtnerische Umgebung ist so viel Schönes geleistet, daß wir die architektonischen Grillen mit in den Kaus nehmen. Im Innern der dreischiffigen Hallenkirche befindet sich ein schönes Glasmosaik aus Murano bei Venedig, im Vorhof zwei Marmorgruppeu, einepietas, Maria mit dem entseelten Erlöser, von Rietschel, gegenüber von Rauches Moses in der Schlacht wider die Amalekiter, den Sieg mit erhobenen Armen, die von Aaron und Hur ge- stützt werden, erflehend. In der Mitte eine galvanoplastische Nachahmung des Thorwaldsen'schen auferstandenen Christus in der Erlöserkirche zu Kopenhagen. Die Kirche wurde 1850 vou Persius uach den Plänen, jedenfalls unter Mit- Wirkung des Königs, vollendet. Vor dem Altar ruht Friedrich Wilhelm Iv. nebst der Königin in einer Gruft; sein Herz ist bei den Eltern in dem Grab- tempel zu Charlotteuburg beigesetzt. Hier in Sanssouci und dem südwestlich an den Garten von Sanssouci sich anschließenden Charlottenhof, das Schinkel 1826 aus einem einfachen Landhaus in eine römische Villa umgeschassen, ver- brachte und beschloß der unglückliche König, den David Strauß in seinem 1847 zu Mannheim erschienenen, bekannten Buche den „Nomantiker auf dem Throne der Cäsaren" genannt hat, seine letzte traurige Lebeuszeit. Der Neueuburger Putsch, durch welchen der betreffende, unter der Sou- veränität des preußischen Königs stehende Schweizer Kanton selbständig wurde am 19. Juni 1857 entließ Friedrich Wilhelm die Neueuburger ihrer Unter- thanenpflichten —- war der letzte politische Akt desselben; die unglückliche Hand, welche er in den meisten Handlungen der hohen Politik hatte, verleugnete sich
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