1878 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Klöden, Gustav Adolph von, Regnet, A., Köppen, Fedor von, Barth, Hermann von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Flüsse. 49
Der größte Zufluß, welcher auf deutschem Gebiete dem Rhein vou der
linken Seite zuströmt, die Mosel vom Wälschen Belcheu (Südende des Was-
gauwaldes), konnte bei dem gewundenen Laufe, mit welchem sie in der
Hauptrichtung von Südwest nach Nordost die Schieserfelsen zwischen Hnnsrück
und Eisel durchbricht, weder als verbindende Wasserstraße noch als Grenze
Bedeutung gewinnen. Sie gehört mit ihrem oberen Laufe zu Frankreich, mit
dem unteren zu Deutschland, und das lothringische Hügelland, welches sie
in ihrem mittleren Laufe durchzieht, bildet das Uebergangsland von frauzö-
sifcher zu deutscher Art.
2) Die Weser, welche aus der Vereinigung der Werra (vom Thüringer
Walde) und der Fulda (vom Rhöngebirge) entsteht, ist der Fluß des uord-
deutschen Berglandes, das sie erst bei Münden verläßt, um durch die Porta
Westphalica mit nördlicher Wendung in das Tiefland zu strömen. In der
Ebene nimmt sie als bedeutendsten Nebenfluß rechts die Aller auf und folgt
nun der Richtung derselben nach Nordwest.
3) Die Elbe, deren Quellen auf den Elbwiesen im Riesengebirge liegen,
gehört von dem Durchbruche der Hauptlinie der deutschen Mittelgebirge
mit ihrem ganzen Laufe dem norddeutschen Tieflande an. Die schöne Durch-
bruchslaudschaft von der böhmisch-sächsischen Grenze bis in die Gegend von
Pirna mit ihren kühnen und phantastischen Sandsteinbildungen führt den
Namen „Sächfische Schweiz". Das sächsische Hügelland begleitet die Elbe
noch über die im fruchtbaren Thalkessel gelegene sächsische Hauptstadt Dresden
hinaus und nöthigt sie bei Meißen noch einmal zum Durchbruch; erst unter-
Halb Riesa tritt sie in die Tiefebene. Unterhalb Wittenb erg. durchspült sie
die Bodenschwelle des südlichen Landrückens, dessen höherer Theil, der Flä-
ming, für eine kurze Strecke ihr rechtes Ufer begleitet. Die Elbe vermittelt
durch ihren mittleren Lauf, sowie durch ihren größten linken Zufluß, die
Saale, die sie vom Fichtelgebirge erhält, die Verbindung zwischen den Mittel-
gebirgslandschaften und dem Tieflande. Mit ihrem großen rechten Nebenfluß,
der Havel (vom Mecklenburger Landrücken), die vom Lausitzer Gebirge her
links die Spree aufnimmt, nähert sich das Stromgebiet der Elbe demjenigen
des nächsten Hauptstromes, der Oder; die unmittelbare Verbindung zwischen
beiden ist durch Kanäle, den Friedrich-Wilhelms- oder Müllroser und
den Finowkanal, bewirkt.
Wie an der unteren Weser die freie Stadt Bremen, so ist an der unteren
Elbe Hamburg zu einem Hauptplatze des deutschen Seehandels geworden.
Mitten in der Bodensenke, an der ebenso wenig durch landschaftliche Schön-
heit als durch Fruchtbarkeit ihrer Ufer ausgezeichneten Spree, liegt die preu-
ßische Hauptstadt Berlin, welche zur Hauptstadt des Deutschen Reiches gewor-
den ist. Trotz der scheinbar ungünstigen Verhältnisse ist diese Lage doch beden-
tnngsvoll. Berlin liegt zwischen den beiden mittleren ganz deutschen Strömen,
Elbe und Oder, und steht durch Wasserstraßen mit den Stromgebieten beider in
unmittelbarer Verbindung. Es liegt gleich weit von der Hauptlinie der deut-
scheu Mittelgebirge und von den Küsten der Nord- und Ostsee, gleich weit
vom Rhein und von der Weichsel entfernt. In Berlin kreuzen sich daher die
Deutsches Land und Volk. I. a