Anfrage in Hauptansicht öffnen
Dokumente für Auswahl
Sortiert nach:
Relevanz zur Anfrage
1878 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Klöden, Gustav Adolph von, Regnet, A., Köppen, Fedor von, Barth, Hermann von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
218 Die Bayerischen Alpen.
von allen Seiten zweisitzige Wägelchen daher; später kommen viersitzige, mit
Laub bekränzte Leiterwagen. Die hohen Knmmte der Pferde sind mit großen
Tüchern behangen und die großen Messingrosen am Geschirre glänzen noch
blanker als sonst; an den Halftern klingen Schellen und der Hofbesitzer lenkt vom
Sattel aus selbst die Rosse. Hier und da galoppirt anch in luftigen Sprüngen
ein schöngliedriges Füllen nebenher. Kein Gefährt kommt an Schönheit dem-
jenigen des Straßenbauers bei Agathenried gleich. An ihm ist vorn von
dusteuden Tannenreisern eine Nische aufgebaut, darin das geschnitzte und sauber
bemalte Bild des heiligen Abtes mit dem Krummstab in der Linken und einer
Kette sammt darau hängendem Schloß in der Rechten, hinter ihm ein wohlge-
nährtes Rind aufgerichtet steht. Auch eine Musikbande aus Gmund findet sich
ans vierspännigem Wagen ein.
Das Kirchlein ist rasch gefüllt und das Hochamt beginnt. Eiu großer
Theil der Wallfahrer steht noch draußen vor der Kirchthür. Voller Orgelklang,
gemischt mit hellen Kinderstimmen, klingt hinaus bis zum nahen Ufer des blauen
Sees. Nun singt der Pfarrer mit kräftiger Stimme das ,,Ite, missa est!" und
unter den schmetternden Klängen der mitgebrachten Musik beginnt die Umfahrt
um das Kirchlein. Jeder Wagen macht dreimal die Runde in schnellem Trabe
und während derselben beten die Fahrenden mit entblößtem Haupte und lauter
Stimme. Unter der uralten Linde, welche das Kirchlein beschattet, haben
Krämer ihre Buden mit geistlicher und weltlicher Waare aufgeschlagen und
machen mit kleinen Heiligthümern, lebkucheneu Herzen und buntseidenen Tü-
chern gute Geschäfte. Nach dem Imbiß geht's nach dem nahen Neuhaus hin-
über, wo der Wendelstein so stattlich ins stille Anrachthal hineinschaut und wo
im Wirthshanse Geige und Klarinette, vom Brummbaß und der schrillen Trom-
pete übertönt, zum Tanze locken.